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Paulo Freire Gesellschaft: Mit Phantasie und Spass. ISBN 9783930830190 - 430gr

Artikel-Nr.: M 143

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Abstract
Der Brasilianer Paulo Freire entwickelte ausgehend von seiner erzieherischen Praxis das Konzept der "befreienden Pädagogik". Sein Anliegen ist kein geringes: Erziehung und Bildung sollen einen Beitrag zur Vermenschlichung der Welt leisten. Aus diesem Anspruch ergeben sich weitgehende Konsequenzen für die pädagogische Konzeption und Praxis. Um einen in diesem Sinne umfassenden Lernvorgang in Gang zu setzen, sind motivierende, aktivierende und partizipative Techniken erforderlich, die
- ein gemeinsames Diskutieren und Reflektieren erlauben
- die Sozialisierung individuellen Wissens ermöglichen und dieses wiederum bereichern
- eine gemeinsame Lernerfahrung herstellen und
- ein wirklich gemeinsames Schaffen von Wissen ermöglichen.
Der Band befasst sich ausführlich mit im Kontext der "befreienden Pädagogik" geeigneten Techniken für die Arbeit mit Gruppen. Es ist eine Zusammenstellung, die auf der Praxis vieler verschiedener Personen und Zentren beruht.

Vorwort
Seit langem werden in der lateinamerikanischen Volkserziehung (educacion popular) motivierende und partizipative Techniken angewandt; ihr Einsatz unterscheidet sich im einzelnen jedoch sehr.
1. Am meisten verbreitet sind Techniken, die man "gruppendynamisch" nennen könnte: Mit ihnen sollen Gruppen lediglich zusammengeführt werden. So entstehen viele Spiele, mit denen - meist in kleineren Gruppen -persönliche Unsicherheit abgebaut und eine Identifikation mit der Gruppe erreicht werden soll.
2. Eine andere Art der Anwendung lässt sich in der Arbeit mit Basisgruppen erkennen: Hier dienen die Techniken dazu, die Bearbeitung eines Themas zu vereinfachen und unterhaltsamer zu gestalten. Eine Vertiefung erfolgt nicht, vielmehr wird der Austausch in der Gruppe gefördert.
3. Eine dritte Richtung beschränkt sich auf die Anwendung partizipativer und aktivierender Lerntechniken; die Koordinatoren verwandeln sich in die reinsten DynamikerInnen, ohne der Veränderungsperspektive des Erziehungsprozesses Rechnung zu tragen.
Wir dagegen sind überzeugt davon, dass die Techniken nur Instrumente im Bildungsprozess sein können, denn über Erziehung zu reden, heißt über Erkenntniserwerb zu sprechen. Der Prozess, in dem Kenntnisse entstehen, setzt eine methodologische Konzeption voraus, die ihn ermöglicht. Die methodologische Konzeption, die dem Bildungsprozess zugrunde liegt, ist unserer Meinung nach das Wesentliche der Volkserziehung, nicht die Anwendung bestimmter Techniken. Denn auch die Anwendung partizipativer Techniken hebt eine traditionelle Bildungskonzeption nicht auf, in der es in erster Linie um das Erlernen von Begriffen, anstatt um die Fähigkeit zur ständigen Neuerkenntnis und Weiterentwicklung geht. Ausgehend von der dialektischen Erkenntnistheorie und unseren eigenen Erfahrungen sind wir zu der Überzeugung gelangt, daß die Volkserziehung einer dialektischen Methodologie bedarf.
Das bedeutet:
a) immer von der Praxis auszugehen; also von dem, was die Leute wissen, [eben, fühlen; ihren Lebenssituationen und -problemen: letztlich also von ihren Themen
b) Theoriebildung zu betreiben-, d.h. diese Praxis in einem systematischen, geordneten Prozess zu reflektieren, die theoretischen Elemente zu entdecken und im Tempo der Gruppe zu vertiefen. Alltags- und Teilwissen erweitert sich so zu sozialem, geschichtlichem und strukturellem Verständnis
c) zurückkehren zur Praxis; d.h. der durchlaufene Abstraktionsprozess muss es uns ermöglichen, mit neuem Verständnis und neuen Kriterien zur Praxis zurückzukehren, um diese zu verändern und zu verbessern, Theorie dient hier als Orientierung für ein veränderndes Handeln.
Um einen solchen umfassenden Lernvorgang in Gang zu setzen, sind unserer Meinung nach motivierende, aktivierende und partizipative Techniken erforderlich, die
- ein gemeinsames Diskutieren und Reflektieren erlauben
- die "Sozialisierung" individuellen Wissens ermöglichen und dieses wiederum bereichern
- eine gemeinsame Lernerfahrung herstellen lassen
- ein wirklich gemeinsames Schaffen von Wissen möglich machen.
In diesem Sinne sind die Techniken nichts anderes als Werkzeuge für den Bildungsprozess. Um als solche brauchbar zu sein, müssen sie den TeilnehmerInnen, dem Thema und dem Ziel angepasst sein; wir müssen wissen, warum, wozu und wie sie eingesetzt werden:
a.) Die Techniken müssen immer in Funktion der genauen Ziele angewendet werden.
b.) lst die Technik ausgewählt, erfolgt die detaillierte Planung des Vorgehens, das abhängt von der verfügbaren Zeit und der Zahl der Teilnehmerinnen. Dabei ist wichtig, den Techniken mit Phantasie und Kreativität zu begegnen, sie abzuändern, anzupassen oder neue zu erfinden; je nach Situation und Gruppe.
Die Techniken müssen für alle Beteiligten verfügbar gemacht worden, damit sie von ihnen wiederum kreativ eingesetzt werden können.
(Auszüge aus dem lateinamerikanischen Original - T.S.)

<strong>Inhaltsverzeichnis</strong>  
1. Vorstellungs- und Animationsspiele
2. Allgemeine analytische Übungen
3. Techniken zur Analyse von Strukturen

Herausgeber/ AutorInnen
Paulo Freire Gesellschaft e.V, München
Trudi Schulze-Vogel, geboren 1945. Lehre als Verlagskauffrau, Studium der Sozialpädagogik in München. Von 1972-1975 "Entwicklungsarbeit" in Peru (ländliche Erwachsenenbildung). Langjährige Tätigkeit im Sozialpolitischen Verlag der AG SPAK (Lektorat, Geschäftsführung), Lehraufträge zu Fragen der Erwachsenenbildung (Methodenfragen), z.B. GHS Kassel, langjährige außerschulische Bildungsarbeit zu Nord-Süd-Fragen und Solidaritätsarbeit zu Lateinamerika. Mitarbeit an Publikationen über kulturelle, soziale und pädagogische Themen Lateinamerikas. Derzeit Geschäftsführerin des Nord-Süd-Forum München e.V.
Heinz Schulze, geh. 1943. Lehre als Rechtsanwalts- und Notarsgehilfe, Sanitätsdienst, Studium der Sozialpädagogik. Tätigkeit in der außerschulischen Jugendarbeit, der Gemeinwesenarbeit in der Obdachlosenarbeit in München. Von 1972-1975 im Rahmen der "Entwicklungshilfe" in der ländlichen Bildungsarbeit in Peru tätig. Langjährige Mitarbeit (Geschäftsführung, Bildungsreferent) in der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise, München. Beratung von Bürgerinitiativen, Seminararbeit, Lehraufträge (Methoden der Bildungsarbeit), Aufsätze und Publikationen (z.B. Sozialarbeit in Lateinamerika, befreiende Pädagogik). Solidaritätsarbeit spez. zu Peru, derzeit ehrenamtliche Geschäftsführung der Paulo Freire Gesellschaft und Tätigkeit in der Arbeitsstelle "Pädagogik der Hoffnung" (München).

 

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Paul Freire Ges. (Hg) Flavia Mädche:Kann Lernen wirklich Freude machen?ISBN 9783923126972 - 260gr

Artikel-Nr.: M 128

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Abstract
Dieses Buch liefert im ersten Teil einen Überblick über die historische und aktuelle Situation Brasiliens, zeichnet dann die wichtigsten Stationen von Leben und Werk Paulo Freires nach und beschreibt schließlich Theorie und PRaxis eines umfangreichen Schulprojekts in Brasilien.

Vorwort
In meiner mehrjährigen Praxis als Erzieherin und Lehrerin in Brasilien habe ich immer wieder gespürt, wie sehr das Lernen zum Menschsein dazugehört: Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen müssen sich die Welt und ihr eigenes Dasein lernend Stück für Stück erarbeiten und erschließen. Dies kann auf sehr verschiedene Art und Weise geschehen. In der Schule gingen die Meinungen oft weit auseinander, wenn die Frage im Raum stand, welches Lernen dem Menschen - hier vor allem den Kindern - eigentlich gerecht zu werden vermag. Mir ließ diese Frage keine Ruhe, nicht zuletzt weil ich mit meiner eigenen Erziehungspraxis häufig auf große Widerstände stieß. Deshalb begab ich mich auf die Suche nach Literatur über den Menschen als Lernenden, die mir Hilfe sein könnte für mein praktisches Bemühen, Lernen in der Schule umzusetzen. So fand ich zu Paulo Freire und seiner Erziehungskonzeption, die mich tief beeindruckt und überzeugt hat.
Für Paulo Freire steht jede menschliche Handlung, auch wenn sie noch so privat erscheint, im Kontext einer sozialen und natürlichen Umwelt: Der Mensch ist, ob er will oder nicht, in jedem Augenblick seines Lebens ein zoon polittcon (Platon). Es gibt dabei zwei Möglichkeiten, in welche Richtung sein Handeln wirksam werden kann: Entweder es schafft Unterdrückung oder Befreiung!
Diese allgemeinen Aussagen zum Handeln des Menschen überträgt Paulo Freire auch auf jede erzieherische Tätigkeit: Erziehung ist immer politisch, d.h. gesellschafts- und weltbezogen. Zielt sie darauf, dem Menschen Gehorsam beizubringen, zementiert sie damit seine Unselbständigkeit. Befähigt sie ihn zu kritischem Denken und Hinterfragen, setzt sie ihn frei zur Selbst- und Weltbefreiung.
Schließlich wird auch noch das Lernen selbst für Paulo Freire zu einer 'öffentlichen Angelegenheit': Lernen kann nur der, der vom Mitmenschen oder der Welt etwas entdeckt und aufnimmt. Entscheidend ist, wie er dabei seiner Umwelt gegenübertritt: Ein Bestreben, alles Wahrgenommene in ein definitives System einzuordnen, läßt Mensch und Natur nicht zur Entfaltung kommen. Die Bereitschaft, sich im Lernen betreffen und verändern zu lassen, entläßt auch die Welt in den Prozeß einer befreienden Entwicklung.
Als Konsequenz aus den oben beschriebenen Einsichten streicht Paulo Freire aus dem Bezugsfeld des menschlichen Handelns den Begriff Neutralität und setzt dafür einen neuen ein: Intersubjektivität. Sie verwirklicht sich, wo Menschen Unterdrückung beenden und Befreiung schaffen.
Dieser Begriff der Intersubjektivität ist es, um den die ganze vorliegende Arbeit kreist, ohne ihn an einer Stelle ausdrücklich zu definieren. Er beinhaltet nach Freire das Ziel allen Handelns und allen Lehrens und ist deshalb selbst nur prozeßhaft zu erschließen. Dazu muß man bereit sein, die Welt und den Menschen einmal mit den Augen Freires zu betrachten, ohne gleichzeitig diese Sichtweise übernehmen zu müssen. Das wird in dieser Arbeit versucht, und zwar unter dem speziellen Blickwinkel der Umsetzung seines pädagogischen Konzeptes für die (Grund-) Schule. Die Ausführungen können nicht unter dem Anspruch stehen, diese Pädagogik und das dahinterstehende Weltverständnis vollständig zu erfassen, weil ein solcher Anspruch ein geschlossenes Systemdenken voraussetzt, das nicht mit den Überzeugungen Freires - genauso wenig wie mit den meinigen - in Einklang zu bringen ist. Vielmehr soll exemplarisch dargestellt werden, was Paulo Freire in Theorie und Praxis erkannt und verarbeitet hat. Die Auswahl ist ohne Zweifel auch von meinen eigenen subjektiven Erfahrungen und Gefühlen beeinflußt, nicht zuletzt deshalb, weil ich in vielen Einsichten Freires mein Lebensempfinden widergespiegelt sah.
Paulo Freire betrachtet die Welt, insbesondere die Realitäten in seinem Heimatland Brasilien, aus der Sicht der Unterdrückten. Eine Erklärung dafür liefert der Blick in die Geschichte Brasiliens (bzw. Lateinamerikas): Sie erzählt vom Elend unzähliger Menschen, die über Jahrhunderte hinweg bewußt und systematisch von anderen Menschen in Unfreiheit und Abhängigkeit gehalten wurden und werden. Und sie zeugt davon, wie sehr auch ein entsprechendes Erziehungs- und Bildungskonzept mit daran beteiligt war und ist. Von dieser schier unbeschreiblichen Not und Ungerechtigkeit handelt das erste Kapitel dieser Arbeit. Wer sich ihr öffnet, beginnt Freire in seinem Kampf für die Zu-kurz-Gekommenen zu verstehen.
Daß es in dieser Welt auch eine andere Realität, ein befreites und befreiendes Leben geben kann, davon möchte das vierte und letzte Kapitel dieser Arbeit berichten. Es ist eine Welt, an der Freire maßgeblich mitgearbeitet und gebaut hat.
In der Mitte der Arbeit (Kapitel 2 und 3) steht Freire selbst, sein Leben, sein Wirken und sein Denken, die geprägt sind vom pausenlosen Einsatz zur Veränderung der Welt: Heraus aus der Realität der Unterdrückung hinein in eine Welt der Freiheit und ein Leben in kreativer Intersubjektivität.
Paulo Freire hat sich keineswegs gegen jegliche Systematisierung ausgesprochen, spricht ihr im Gegenteil immer wieder eine hohe Bedeutung für alles Lernen zu. Leider hat er seine eigenen Ideen in seinen Büchern nicht sehr systematisch entfaltet, was für diese Arbeit durchaus als erschwerend empfunden wurde. Viele seiner Schriften beinhalten nichts anderes als Dialoge, die er mit wechselnden Partnern geführt hat.
Schwerpunktmäßig beziehe ich mich in meiner Arbeit auf die ins Deutsche übersetzte Literatur Freires und die neuesten Werke, die im Portugiesischen erschienen sind. Zur deutschsprachigen Literatur über Freire ist zu sagen, daß seine Rezeption seit Anfang der siebziger Jahre nur sehr schleppend in Gang kam und sich eigentlich -abgesehen von einigen städtischen Projekten, die seine Ideen auf die Arbeit mit Ausländern anwendeten -weitgehend auf kirchliche Kreise beschränkte, die seine Gedanken für theologische Neuansätze fruchtbar zu machen suchten. Bei Vertretern allgemeiner schulischer Erziehungs- und Bildungskonzepte findet man seine pädagogischen Ansätze nach wie vor kaum diskutiert, man hält sie für nicht auf deutsche bzw. europäische Verhältnisse übertragbar. Außerdem steht sein Name meist für die Alphabetisierungsarbeit mit Erwachsenen und damit für eine hier nicht mehr aktuelle Problematik. Nach Joachim Dabisch erfahren Freires Überlegungen im deutschsprachigen Raum eine Einschränkung, die völlig ungerechtfertigt ist, hat sich doch gezeigt, daß "überall dort, wo Möglichkeiten zur Anwendung der Gedanken Paulo Freires bestehen, sich neue Qualitäten der Wissensaneignung entwickeln." (Dabisch, 1987, S. 9) Etwas anders stellt sich die Situation in Nordamerika dar: Nicht zuletzt wohl aufgrund der sich verschärfenden sozialen Spannungen in den USA gibt es mittlerweile einige Universitätsprofessoren, die in erziehungswissenschaftlicher Hinsicht auf Freire zurückgreifen, so z.B. Ira Shor (für die Anwendung seiner Pädagogik im Hochschulbereich), Henry Giroux (im Bereich der Pädagogik als revolutionäre Erziehungspraxis) oder Peter McLaren (Freire in der Postmoderne).
Meines Erachtens wird Freire nicht nur in Europa zu wenig in der Erziehungswissenschaft berücksichtigt. Bedenkt man, daß ein Drittel der Weltbevölkerung Analphabeten sind und Paulo Freire eine Methode entwickelt hat, die Menschen innerhalb eines minimalen Zeit- und Finanzaufwands zum Lesen- und Schreibenkönnen verhilft, kann man eigentlich nur mit handfesten machtpolitischen Interessen erklären, daß seine Methode nicht großräumig zum Einsatz kommt.
Zu den von mir benutzten Hilfsmitteln sei noch angemerkt: Alle Interviews, die in diesem Buch erwähnt werden, wurden von mir selbst durchgeführt.
Statt eines ausführlichen Schlußwortes findet sich am Ende dieses Buches ein Zitat von Freire, das in seiner Unabgeschlossenheit und Offenheit für die Zukunft treffend zum Ausdruck bringt, wie diese Arbeit entstanden ist und welches Ergebnis sich mit ihr verbindet. Lernen ist ein Prozeß, der erst mit dem Ende des Lebens zu einem Abschluß gelangt.

Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Geschichtlicher Hintergrund einer Gesellschaft / 1.1. Vergessene Ereignisse / 1.1.1. Die Frage nach der Entdeckungszeit /1.2. Die Eroberung Brasiliens / 1.2.1. Das ökonomische Interesse der Kolonisatoren / 1.3.Brasilien als Kolonie (1500-1822) / 1.3.1. Die brasilianische Ökonomie in der Kolonialzeit / 1.3.2. Das Indiobild in der europäischen Kultur / 1.3.3. Die Einwanderer / 1.3.4. Gesellschaftsstruktur und Arbeitsteilung / 1.3.5. Die Schule im Kolonialstaat / 1.4. Brasilien als Königreich (1808.bis 1889) / 1.4.1. Die Gesellschaft im Königreich / 1.4.2. Brasiliens Unabhängigkeitsbestrebungen / 1.4.3. Perspektiven in Politik und Wirtschaft während der imperialen Zeit / 1.4.4. Entwicklungen im Bildungsbereich / 1.5. Brasilien als Republik in den Jahren 1889 bis 1929. / 1.5.1. Die Lebenssituation der armen Bevölkerung / 1.5.2. Die gesellschaftlichen Strukturen: Bildung und Arbeit / 1.5.3. Die Weltwirtschaftskrise und das Ende der Ersten Republik / 1.5.Die Zweite Republik (1930-1954) / 1.6 1. Populismus und Bildungspolitik / der Regierung Vargas / 1.7. Eine beschleunigte Industrialisierung oder '50 Jahre in 5' 5 / 1.7. 1. Der Fünfjahresplan / / 1.7.2. Entwicklung eines sozialen Bewußtseins: Identität oder Nationalismus? / 1.7.2.1. Die Erklärung der ökonomischen Abhängigkeit und die Dependenztheorie / 1.7.2.2. Die Theologie der Befreiung / 1.7.2.3. Reformimpulse von ländlichen und städtischen Arbeiterbewegungen / 1.7.2.4. Die schulischen Rahmenbedingungen / 1.8. Das Eingreifen des Militärs im Jahre 1964 / 1.8.1. Ein instrumentalisiertes Bildungssystem
2. Paulo Freire: Biographisches und Historisches im Blick auf sein reformerisches Wirken / 2. 1. Freires Kindheit und Jugendzeit / 2.1.1. Der Schwarze Freitag in Freires Kindheit / 2.2. Die informelle Erzieherin / 2.3. Die Alphabetisierungsmethode / 2.4. Ausweisung und Exilzeit / 2.5. Der Anti-Dialog als moderne Entwicklungspolitik / 2.5.Auf dem Weg zum neokolonialen Industriestaat
3. Freires Anthropologie - seine Konzeption von Erziehung und Bildung / 3.1. Der Mensch und die Umwelt - Erziehung als Praxis der Freiheit / 3.2. Die Sprache als Kommunikationsgrundlage im Erkenntnisprozeß / 3.3. Der Dialog als Intersubjektivitätsprinzip / 3.4. Die Intersubjektivität im Erkenntnisprozeß / 3.5. Erkenntnis als Bewußtsein / 3.5.Erkenntnistheorie als Befreiungstheorie / 3.6 1. Erkenntnis und Wissenschaft / 3.6 2. Erkenntnis und handlungsleitendes Interesse / 3.7. Die Entwicklungen in der Schule und die Bildungskonzeption von Paulo Freire / 3.7.1. Das Schulversagen / 3.7.2. Die Schule und ihre Bündnisse / 3.7.3. Die Lehrmethode der Be-Lehrung / Exkurs: Lernen im positivistischen Denken
4. Von der Pädagogik der Unterdrückung zur Pädagogik der Befreiung /4.1. Von der Not über die Veränderung hin zum Neuen Denken / 4.1.1. Freires Grundthese / 4.1.2.Schulverbesserung oder Schulveränderung? / 4.1.3. Die Methodologie der Erkenntnis / 4.1.4. Die Situation in Brasilien / 4.2. Das Schulprojekt von West-Parana / 4.2.1. Die Vorgeschichte / 4.2.2. Die erste Phase / 4.2.3. Die zweite Phase / 4.2.4. Die Erschließung der Lerninhalte mittels Kodierung und Dekodierung der Alltagsrealität / 4.2.5. Das neue fächerübergreifende Lesebuch / 4.2.5.Die neue Methode des Lernens / 4.2.7. Zur Umsetzung der Methode / 4.2.8. Impulse aus der Praxis / 4.2.8.1. Vom Urteilen zum Hinhören / 4.2.8.2. Der Lehrer und die Last der überkommenen Pädagogik / 4.2.9. Kritische Anmerkungen zum Schulprojekt von West- Parana / 4.2.9.1. Die neue Methode des Lernens in ihrem Entstehungsprozeß / 4.2.9.2. Das neu entwickelte Lesebuch / 4.2.9.3. Die Methode und ihre Ausführung / 4.3. Demokratie und Schulpraxis in Sao Paulo / 4.3.1. Ansätze einer demokratischen Politik / 4.3.2. Eine demokratische curriculare Schuldiskussion / 4.3.3. Die Aktionsforschung in den Gemeinden / 4.3.4. Die Problernatisierung der Lehrpraxis mithilfe einer beständigen Fortbildung / 4.3.5. Der curriculare Lehrplan / 4.3.5.Die Ergebnisse des Projektes im Vergleich zu West- Parana
Schlußwort / .Literaturverzeichnis / Anmerkungen

Autorin
Dr. phil., geb. 1949 in Lajeado, Brasilien. Studium in Brasilien und Deutschland. Lehrerin und Diplom-Pädagogin. Langjährige Tätigkeit in Brasilien in verschiedenen Praxisfeldern: Lehrerin in der Erwachsenenbildung (Alphabetisierung) - Gründerin und Leiterin eines Kindergartens - Religionslehrerin - Schulrätin für einen Landkreis - Pädagogische Supervisorin bei einem großangelegten, nach Grundsätzen Paulo Freires konzipierten Schulprojekt in West-Parana, dessen Theorie und Praxis u.a. in diesem Buch beschrieben wird,

 

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Joachim Dabisch, Heinz Schulze (Hg): Befreiung und Menschlichkeit. ISBN 9783923126729 - 370gr

Artikel-Nr.: M 105

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Abstract
Paulo Freire hat mit seiner Arbeit Wege gezeigt, Hoffnungen erweckt und viel für eine menschlich befreiende Pädagogik getan. Der Band trägt praktische und theoretische Gedanken der Befreiungspädagogik aus dem deutschsprachigen Raum zusammen und zeigt, dass Freires Lebenswerk lebendig ist. Es ist eine spannende, diskussionsanregende Sammlung mit vielen auch sehr unterschiedlichen Erfahrungen.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort / Zur Person / W. Simpfendörfer: Porträt Paul Freire / H. Dauber: "Ich fuhr mit den Fischern aufs Meer" Ein Gespräch mit Paulo Freire / I. Schimpf-Herken: Erziehung heute - wozu? / G. Hausmann: Erinnerungen / G. Schulz: "Die sozialen Bewegungen werden weiterarbeiten": Ein Gespräch mit Paulo Freire am 29.9.1990 in Köln
Über Befreiung / W.-D. Schmied-Kowarzik: Vom Zusammenhang von Pädagogik und Revolution / H. Eduard u. I. Tödt: Paulo Freires Conscientizacao - eine theologische Theorie der Sozialisation? / Re. Zwicker-Pelzer: Befreiung vom Patriarchat - Menschlichkeit durch mehr Weiblichkeit / M. peters: Unterdrückung durch Sprache - Befreiung durch Sprache. Sprachliche Aspekte von Manipulation und Bewußtseinsbildung / P. Heitkämper: Paulo Freire - Der Lehrer ist Politiker und auch Künstler. Joseph Beuys: Jeder Mensch ist ein Künstler / D. Gipser. Für eine Theater der Befreiung. Paulo Freire und AUgusto Boal /. J. H. Aristu: Bewußtsein, wozu?
Lateinamerika D. Sölle: Andine Theologie und Befreiungsarbeit - drei Beiträge /. H.E. Tödt: Über die Forschung zum politischen und kirchlichen Widerstand 1933-1945 / E. Freitag: Ein Glaube, der zum Leben befreit. Der Einfluß Paulo Freires auf die Pastoralarbeit der katholische Kirche in Brasilien. / K. Holm: 10 Jahre Volkserziehung in Nicaragua / H. P. Gerhabt: Alphabetisierung weltweit: Ein Untersuchungsansatz zu Zielen und Interessen in der Alphabetisierungsarbeit / B. Antunes de Oliveira: Anfragen an partizatorischen Lernen
Lernen im Dialog / Ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten... Bildungsarbeit auf den Spuren Paul Freires / H. Witkofski: Ggemeinsam lernen - Alfabetisierung in der Hamburger Erwachsenenbildung (HEB) / H. Schulze: Über 15 Jahre Seminare und Veranstaltungen zur "Freire-Pädagogik" / A. Baumgärtner / Freire in der Hochschule - Ein Versuch / H.-M. Große-Oetringhaus: Alternativen zum Schweigen? / M. Persie: Suchtarbeit nach Paulio Freire / P. Datta: Politische Alphabetisierung mit türkischen Migrantenjugendlichen / A. Köpcke-Duttler: Asylsuchende: Ein Beispiel kultureller Unterwerfung / J. Freise: Der mühsame Weg zum Dialog. Gedanken aus der Arbeit eines Entwicklungsdienstes / F. Letsch: Bewußtseinsbildung in der Theaterarbeit / J. Schroeder: Bilder bilden. Oder: Wie aus einem Kupferstich eine Codierung wird
Bewußtseinsbildung in der Schule / J. Zimmer: Schlüsselsituationen. Von Kindern hier und hinter den sieben Bergen und Meeren / J. Schroeder: Freire und die Schule / M. Peters: Die Pädagogik Paulo Freires in der Schule. Ein Erfahrugnsbericht / A. Schauder: Bildung für die Zukunft / J. Dabisch: Lernen mit Schülern / L. Vensler: Eine Schule öffnet sich / A. Leuschner. Vom Lehrer zum Animator und Mentor, ein Weg der Bewußtwerdung an der Berufsschule der Emigration / J. Grapentin u. I. Mann: Vom blöden Haus zum Baum der Erkenntnis.

Herausgeber
Dr. Joachim Dabisch. Dipl.-Pädagoge, Lehrer, Lehrbeauftrager an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Mitarbeiter der Europäischen Arbeitsgruppe Bewußtseinbildung.
Heinz Schulze, geh. 1943. Lehre als Rechtsanwalts- und Notarsgehilfe, Sanitätsdienst, Studium der Sozialpädagogik. Tätigkeit in der außerschulischen Jugendarbeit, der Gemeinwesenarbeit in der Obdachlosenarbeit in München. Von 1972-1975 im Rahmen der "Entwicklungshilfe" in der ländlichen Bildungsarbeit in Peru tätig. Langjährige Mitarbeit (Geschäftsführung, Bildungsreferent) in der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise, München. Beratung von Bürgerinitiativen, Seminararbeit, Lehraufträge (Methoden der Bildungsarbeit), Aufsätze und Publikationen (z.B. Sozialarbeit in Lateinamerika, befreiende Pädagogik). Solidaritätsarbeit spez. zu Peru, derzeit ehrenamtliche Geschäftsführung der Paulo Freire Gesellschaft und Tätigkeit in der Arbeitsstelle "Pädagogik der Hoffnung" (München).
 

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Anne Rösgen: Lernfeld Lebenswelt. ISBN 9783923126705 - 290gr

Artikel-Nr.: M 103

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Abstract
Ausgehend von den Erfahrungen des Projektes "Berufliche und Politische Bildung mit Frauen" zeigt die Autorin die Möglichkeiten eines lebensweltorientierten Bildungsansatzes auf, der auch Erfahrungen und Kompetenzen der Teilnehmerinnen mit einbezieht.

Vorwort
In Beschreibungen pädagogischer und sozialwissenschaftlicher Forschung und Praxis wird immer häufiger der Begriff der "Lebenswelt" verwendet. Er ist fast zum Gegenbegriff und Aushängeschild für eine bestimmte theoretische wie methodische Orientierung geworden, die für sich Ganzheitlichkeit im Unterschied zur herkömmlichen, distanzierenden wie auch distanzierten und zerlegenden Herangehensweise beansprucht. Wer von "Lebenswelt" spricht, erinnert daran, daß Forschung und forschende Praxis in den Kulturwissenschaften notwendig interaktiv und kommunikativ ist, auf wechselseitigen Deutungen aufbaut, solche produziert und analysiert. Diese forschende Praxis ist selbstreflexiv: Im Forschungsprozess sind die Forschenden ebenso Gegenstand wie die vermeintlichen Forschungsprojekte und entwickeln sich mit diesen.
Auch das hier beschriebene langjährige Projekt der Berufsbildung gering qualifizierter Frauen im Saarland beansprucht, "lebensweltorientiert" zu sein. Es ist aus einer langjährigen Gemeinwesenarbeit in sozialen Brennpunkt herausgewachsen, hat die Lebenswelt obdachloser Frauen und ihrer Familien zum Ausgangspunkt für Veränderungsstrategien genommen und deren Möglichkeiten, aber auch Grenzen da kennensgelernt, wo es beim Ziel der beruflichen Eingliederung dieser Frauen häufig auf unüberwindliche Schwierigkeiten stieß - besonders unter den erschwerten ökonomischen Bedingungen des Saarlandes.
Es war deshalb folgerichtig, wenn die Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Saar neben ihrer Frauenarbeit und den stadtteilbezogenen Initiativen ein Projekt der Berufsbildung und Existenzsicherung in Gang setzte, stellte sich doch bei einer entsprechenden Befragung der Arbeitsämter heraus, daß die Zielgruppe der sozial benachteiligten Frauen auch im Beratungsangebot stark vernachlässigt ist, und daß ihren besonderen Beratungs- und Qualifizierungsbedürfnissen kaum Rechnung getragen wird. Bei diesen Frauen scheint sich die Beschränkung der Frauenrolle auf die Hausarbeit und Kindererziehung und die Bestimmung über den Mann nochmals zu verstärken, was auch in den Berufsbiographien immer wieder deutlich wird.
Der Titel wie die im Problemeaufriß angekündigte Erörterung des Lebensweltkonzeptes, das im Projekt praktisch wurde, lassen erwarten, daß es im Buch vor allem um Nachrichten aus der Lebenswelt sozial benachteiligter Frauen geht. Doch konzentriert sich Anne Rösgen stärker auf die Konzeptentwicklung, auf die wissenschaftliche Begleitung im Sinne einer Handlungsforschung und auf eine Prozeßanalyse. Dabei reflektiert sie nahezu schonungslos über die Schwierigkeiten, beides, Projekt- wie auch wissenschaftliche Begleitung in einer Person zu vereinen, über die Probleme der oft nur befristet eingesetzten Mitarbeiterinnen und über die besonderen Nöte der auszubildenden Frauen.
Die Arbeit bleibt insofern unmittelbar dem Lebensweltansatz verpflichtet als sie die Berufsbiographien der Teilnehmerinnen als "Schlüsselsituation" in den Mittelpunkt der Gruppengespräche stellt und in den Kursen nicht bloß vorgegebenes Berufswissen vermittelt. Die Berufsbiographie stellt zwar nur einen Ausschnitt der Lebenswelt dar, läßt aber Sozialisationserfahrungen, Schulschicksale, Partnerprobleme und die jeweiligen Deutungsmuster durchscheinen. So bietet die vorliegende Arbeit eine Fülle von Anregungen und Diskussionsanlässen für Berufsberatung, Frauenforschung und für die schwierige Praxis der Qualifizierung dieser Gruppe von Frauen, zumal Forderungen und Perspektiven für eine Weiterentwicklung des Konzeptes formuliert werden.
Die Vielschichtigkeit des Materials, das eine entsprechend komplexe Aufbereitungsmethode erforderte, sowie die damit verbundene, nicht immer leicht eingängige Darstellung fordern die Lesenden auf eine Weise, wie sie typisch für eine solche Gratwanderung zwischen Organisation, Konzeptarbeit, Weiterbildungspraxis und wissenschaftlicher Durchdringung ist. Gerade in der Verknüpfung dieser Aspekte liegt das Verdienst und der besondere Reiz dieses Buches.
Gerd Iben / Ilona Ostner

Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung / Vorwort / Einleitung
I. Entwicklung und Zielsetzung / 1. Entstehungszusammenhänge und Ziele der Arbeit / 2. Praxisforschung als wissenschaftlicher Ansatz / 3. Lebensweltorientierung, weiblicher Lebenszusammenhang und situativer Ansatz
II. Erkundungsstudie zur Teilhabe gering qualifizierter erwerbsloser Frauen an Weiterbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen im Saarland / 1. Entwicklung der Fragestellung, Rahmenbedingungen und Untersuchungsansatz / 2. Ziele und methodisches Vorgehen / 3. Ergebnisse / 3. 1. Erwerbstätigkeit von Frauen im Saarland / 3.2. Weiterbildung für gering qualifizierte Frauen im Saarland / 3.3. Konsequenzen für die saarländische Arbeitsmarkt- und Weiterbildungspolitik
III. Die Orientierungskurse / 1. Ziele und Arbeitsweisen der wissenschaftlichen Begleitung / 2. Entwicklung des konzeptionellen Rahmens / 3. Dokumentation der Kurse / 4. Auswertung und Interpretation / 4.1. Zum Einsatz biographischer Verfahren / 4.1.1. Ziele und Befragungssituationen / 4.1.2. Exkurs: Grundfragen biographischer Verfahren / 4.1.3. Auswertung und Interpretation von Berufsbiographien / 4.2. Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung und Schlußfolgerungen für die weitere Konzeptentwicklung
IV. Weiterführende Fragestellungen / Anhang / Chronik / Projekt - Skizze / Orientierungskurse / 2. Beratung für Berufsrückkehrerinnen / 3. Frauenbildungsreferat / 4. Qualifizierung und Erwerbsarbeit im Umweltschutz / Mitarbeiterinnen / Adresse/Trägerverein / Archivübersicht / Literatur

Autorin
Leiterin des Projektes "Berufliche und Politische Bildung für Frauen", Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Saar e.V.

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Trudi und Heinz Schulze (Hg): Zukunftswerkstatt Kontinent. ISBN 9783923126576 - 440gr

Artikel-Nr.: M 091

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Abstract
Im vorliegenden Band werden der theoretischen Rahmen der "Pädagogik der Befreiung" und die damit verknüpften praktischen Erfahrungen dargestellt. Themenschwerpunkte: Bildungsarbeit mit Frauen; Erziehung zum Frieden; Menschenrechte; Gesundheitsbewegung und ökologische Bildungsarbeit.

Vorwort
Die Volkserziehung ist keine neue Erscheinung in Lateinamerika. Es gibt sie seit der Zeit, in der die Volkssektoren, die Arbeiter, Bauern und indigenen Völker unserer Länder begonnen haben, bewußt nach Organisationsformen zu suchen, um ihre Interessen zu vertreten. Mit dem Auftreten der Arbeiterbewegung in unseren Ländern Ende des vorigen Jahrhunderts entstanden beispielsweise auch Gewerkschaftsschulen, Arbeiter-Kulturzentren, Literaturzirkel, Arbeiterzeitungen, etc. Volkserziehung entstand also als notwendiger Bestandteil von Volksorganisation; sie wurde zu einem Faktor, der diese Organisation stärken und das Bewußtsein, die Analyse- und Ausdrucksfähigkeiten der Arbeiterschaft fördern sollte.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die Volkserziehung immer wichtiger und differenzierter. Die Erfahrungen mit ihr vervielfachten und vervielfältigten sich auf dem ganzen Kontinent. Diese Entwicklung hängt mit dem Entstehen neuer sozialer Sektoren und Bewegungen zusammen und gehört zur neuen geschichtlichen Phase, in der die Bevölkerung auf die kapitalistischen Modernisierungsformen antwortet.
So werden tausendfach Erfahrungen mit Alphabetisierung gemacht, beispielsweise mit gewerkschaftlicher Bildung und in der Erziehungsarbeit mit BewohnerInnen und Bewohnern der Armenviertel. Bildungszentren für Frauen, für Bauern, für Jugendliche werden gegründet; Erziehungs- und Bildungsarbeit zur Verteidigung der Menschenrechte entwickelt sich; Theaterprojekte, Zeitungen, Radioprogramme, Comics entstehen.
Heute können wir nicht mehr von der Volkserziehung in Lateinamerika sprechen und damit einen einheitlichen Prozeß meinen. Ihre Rolle und ihre Merkmale werden vielmehr durch die konkreten sozialen und politischen Bedingungen definiert, in denen sie stattfindet. So führt der Kampf gegen die chilenische Diktatur oder der Eintritt in die nach-diktatoriale politische Szene Brasiliens, Uruguays und Argentiniens zu völlig anderen Erfahrungen als sie im revolutionären Nicaragua gemacht werden; oder in EI Salvador, wo Krieg herrscht.
Was in allen Fällen gleichbleibt, ist die grundlegende Absicht, die Entschlossenheit ein wichtiger Faktor zu sein für die soziale Veränderung und dafür, daß das organisierte Volk schöpferisches Subjekt der Geschichte und sein eigener Befreier wird. Der Einsatz dafür, daß es tatsächlich die armen Mehrheiten sein können und werden, die in unseren Ländern das Sagen haben, drückt allem den Stempel auf, was man unter dem Begriff Volkserziehung zusammenfaßt.
Heute stellen sich für die Volkserziehung vorrangig zwei Aufgaben. Zum einen muß die Frage nach den theoretischen und methodologischen Perspektiven der Volkserziehung weitervertieft und beantwortet werden, wobei es in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte gab. Die ungeheure Menge unterschiedlichster Praxiserfahrungen muß systematisiert und es muß kritisch analysiert werden, ob und inwieweit die jeweilige Praxis die bestmögliche im jeweiligen geschichtlichen Kontext ist.
Zum anderen müssen es die Volksorganisationen selbst sein, die verantwortlich sind für die Volkserziehung. Die Einrichtungen, die heute noch diese Verantwortung hauptsächlich auf sich konzentrieren, müssen diesen Zustand ändern und hinfinden zu einer Unterstützerrolle für die Erziehungs- und Bildungsgremien der Volksorganisationen. Dazu bedarf es vermehrter Anstrengungen, damit die Organisationen wirklich in der Lage sind, autonom Untersuchungen durchzuführen, Bildungsprogramme aufzustellen, Projekte zu organisieren und geeignetes Lernmaterial herzustellen
Die hier vorgelegte Publikation ist von großer Bedeutung, weil sie die verschiedenen Vorstellungen und Positionen aufgreift, die gegenwärtig in Lateinamerika diskutiert werden. Die Auseinandersetzungen, die Fortschritte und das Überdenken basieren auf unserer Praxis, die nach immer besseren Antworten auf die Herausforderungen sucht, die unsere Lebenssituation uns stellt.
Aus unserer Sicht ist dieses Buch auch deshalb wichtig, weil es den kritischen und konstruktiven Dialog mit den verschiedenen Ansätzen in der Bundesrepublik Deutschland vertiefen und bereichern wird. Dieser Dialog wurde dank dem lebendigen Engagement möglich, das Trudi und Heinz Schulze dem Abenteuer Volkserziehung sowohl in Lateinamerika als auch in Deutschland widmen.
Wir sind davon überzeugt, daß die vorliegende Veröffentlichung den Dialog zwischen unseren Ländern und Kontinenten beleben und befruchten wird, und hoffen, daß sich dies in beiden Teilen der Welt in unserer Arbeit als Volkserzieher und Volkserzieherinnen widerspiegelt im gemeinsamen Bemühen um eine gerechtere, menschlichere, brüderlich-schwesterliche und solidarische Welt.
San Jose, Costa Rica, Oscar Jara Holliday

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Theorieteil / Was ist Volkserziehung? / Volkserziehung und Paulo Freire Neues von Freire: eine Rede und ein Interview / Theoriediskussion / Adriana Puiggros: Diskussionen und Tendenzen in der lateinamerikanischen Volkserziehung / Vera Gianotten/Ton de Witt: Linke Bankierserziehung und Unzulänglichkeiten in der Volkserziehung / 20 Jahre Volkserziehung - Weiterentwicklung von Theorie und Selbstverständnis / Oscar Jara: Die politische Dimension in der Volkserziehung / Carlos Nunez: Erziehen zum Verändern - Verändern zum Erziehen/
Methodologie / Was ist Methodologie? / Beispiele für methodisch befreiendes Arbeiten / Unsere Praxis soll verändernd wirken / Kennen wir die Wahrheit unseres Viertels? / Frauen und Gesundheit in Santo Domingo / Panama und die Probleme auf dem Land / Wie entwickeln wir ein Programm zur Volkserziehung? / Befreiende Methodologie in Nicaragua
Länderberichte / Heinz Peter Gerhardt: Volkserziehung in Brasilien: Geschichte - Gegenwart - Zukunft / Erwachsenenbildung in Kuba / Volkserziehung in der Diktatur in Chile
Die Zentren der Volkserziehung
Gegen Dogmen und Doktrinen / Zur Rolle der Kirchen in der Volkserziehung / Politische Parteien und Volkserziehung / Volkserziehung und Gewerkschaftsarbeit
Praxisbeispiele / Beispiele aus der Volkserziehungsarbeit mit Frauen / Was sind wir Frauen wert? / Überlegungen zur Volkserziehung von Frauen... / Die Frauen in der Dorfgemeinschaft / Promotionsarbeit mit Campesina-Frauen in Piura / Kämpferische Frauenvorbilder / Arbeiterinnenbildung / Die Radiofrauen / Es bleibt viel zu tun - Frauenarbeit in Chile / Alphabetisierungsarbeit / Das ist unsere Geschichte / Cantimplora - Nicaragua / Rebellionen / Die Volksbüchereien / Landbüchereien in den Anden / Volksbüchereien in den peruanischen Elendsvierteln / Menschenrechte und Volkserziehung / Erziehung für den Frieden / Basiscomics in der Volkserziehung / Volkstheater und Volkserziehung
Ergänzende Literatur

HerausgeberInnen
Trudi Schulze-Vogel, geboren 1945. Lehre als Verlagskauffrau, Studium der Sozialpädagogik in München. Von 1972-1975 "Entwicklungsarbeit" in Peru (ländliche Erwachsenenbildung). Langjährige Tätigkeit im Sozialpolitischen Verlag der AG SPAK (Lektorat, Geschäftsführung), Lehraufträge zu Fragen der Erwachsenenbildung (Methodenfragen), z.B. GHS Kassel, langjährige außerschulische Bildungsarbeit zu Nord-Süd-Fragen und Solidaritätsarbeit zu Lateinamerika. Mitarbeit an Publikationen über kulturelle, soziale und pädagogische Themen Lateinamerikas. Derzeit Geschäftsführerin des Nord-Süd-Forum München e.V.
Heinz Schulze, geh. 1943. Lehre als Rechtsanwalts- und Notarsgehilfe, Sanitätsdienst, Studium der Sozialpädagogik. Tätigkeit in der außerschulischen Jugendarbeit, der Gemeinwesenarbeit in der Obdachlosenarbeit in München. Von 1972-1975 im Rahmen der "Entwicklungshilfe" in der ländlichen Bildungsarbeit in Peru tätig. Langjährige Mitarbeit (Geschäftsführung, Bildungsreferent) in der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise, München. Beratung von Bürgerinitiativen, Seminararbeit, Lehraufträge (Methoden der Bildungsarbeit), Aufsätze und Publikationen (z.B. Sozialarbeit in Lateinamerika, befreiende Pädagogik). Solidaritätsarbeit spez. zu Peru, derzeit ehrenamtliche Geschäftsführung der Paulo Freire Gesellschaft und Tätigkeit in der Arbeitsstelle "Pädagogik der Hoffnung" (München).

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