Haus der Gewerkschaftsjugend (Hg): Kapitalismus ohne Alternativen? ISBN 9783930830114 - 270gr

Artikel-Nr.: M 137

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Abstract
Der Titel des Buches deutet bereits an, dass es hier nicht um eine affirmative Alternativlosigkeit im Kapitalismus geht. Der Blick des Bandes - neben der Analyse - ist darauf gerichtet, Handlungsmöglichkeiten im globalisierten Kapitalismus aufzuzeigen - sie werden ausgehend von gewerkschaftlichen, feministischen und alternativ-ökonomischen Positionen erarbeitet.

Vorwort
Seit dem Zusammenbruch des realsozialistischen Lagers, der in der Öffnung der Berliner Mauer prägnant Ausdruck fand, scheint die Wirtschaftsform des Kapitalismus alternativlos. Am Ende dieses Jahrhunderts ist kein realistischer und praktikabler Gegenentwurf in Sicht und so wurde im neoliberalen Rauschzustand von einigen Ökonomen der „Sieg des Kapitalismus" als Ende der Geschichte verkündet.
Der Kapitalismus war und ist das produktivste System, mit dem die Menschen bisher gewirtschaftet haben und zu Beginn des neuen Jahrtausends funktioniert das Kapital – immer weniger behindert von staatlichen Regulierungsmassnahmen, einflussreichen Gewerkschaften und kulturellen Hemmnissen – so wie es Marx im „Kapital" beschrieben hat. Das moderne kapitalistische Weltsystem wird dazu benutzt, um – von der Ersten Welt aus betrachtet – einerseits die kapitalistische Wirtschaftsform in der Dritten und ehemaligen Zweiten Welt (Russland, Osteuropa usw.) vollends durchzusetzen und andererseits in den Industrieländern (USA, Westeuropa, Japan) forcierten Kapitalertrag zu realisieren. Im Siegeszug des Kapitals sehen nun selbst Akteure und Nutzniesser des globalen Kapitalismus, wie der Finanzspekulant George Soros, eine Gefahr, welche die Grundlage von demokratischen Gesellschaften zerstört: „In seiner Philosophie der Geschichte erkannte Hegel ein beunruhigendes historisches Muster – den Zerfall und Sturz von Zivilisation aufgrund einer morbiden Übersteigerung ihrer eigenen Hauptprinzipien. Ich habe auf den Finanzmärkten der Welt ein Vermögen erworben, und dennoch fürchte ich inzwischen, dass die uneingeschränkte Intensivierung des Laissez-faire-Kapitalismus und die Verbreitung der Werte des Marktes über alle Bereiche des Lebens die Zukunft unserer offenen Gesellschaft gefährdet. Der wichtigste Feind der offenen Gesellschaft ist nicht länger die kommunistische, sondern die kapitalistische Bedrohung."
Der Titel des Buches „Kapitalismus ohne Alternativen?" deutet an, dass man sich mit der affirmativen Alternativlosigkeit, die sich mit dem Begriff Globalisierung verbunden hat, nicht abfinden will. So ist der Blick – neben der Analyse – darauf gerichtet Handlungsmöglichkeiten im globalisierten Kapitalismus aufzuzeigen, wobei die Besonderheit der hier vorgelegten Beiträge darin liegt, dass gewerkschaftliche, feministische und alternativ-ökonomische Positionen nebeneinander vorgestellt werden.
Die Beiträge stützen sich auf zwei Tagungen, die im Sommer 1998 und 1999 in Oberursel vom Haus der Gewerkschaftsjugend des DGB und dem Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie (TAK AÖ) durchgeführt wurden. Es trafen dabei Individuen und Gruppen aufeinander, deren Verschiedenheit und politisch-sozialer Background nicht zu übersehen war. In dem Bemühen, sich gegenseitig zuzuhören und die Unterschiedlichkeit sozialen und politischen Handelns anzuerkennen, liegt eine Chance.
Wer sich in dieser Gegenwart behaupten will, der darf das Feld der ideologischen Gewissheiten nicht alleine den Bauchrednern des Kapitals überlassen und er wird über die moralische Anklage der Schlechtigkeit des Kapitalismus hinausgehen und danach fragen müssen, welche Alternativen hier und jetzt notwendig und möglich sind.
Der Einstieg in den vorliegenden Sammelband erfolgt durch Elmar Altvater, der in zwei Beiträgen die Globalisierungstendenz des Kapitalismus in seinen verschiedenen Facetten beschreibt. Herrschaft über Raum und Zeit, die Entgrenzung der Staatenwelt, die Entmoralisierung der Ökonomie und die Explosion des Finanzsystems sind Stichworte, die der Autor als Anlass nimmt, den Formwandel des Kapitalismus zu beschreiben.
Ulrich Eckelmann (IG Metall) formuliert acht Thesen, wie die Handlungsmöglichkeiten von Gewerkschaften in diesem globalen Prozess vergrössert werden könnten.
Welche strategische Rolle Frauen in der neuen alten Welt des globalen Kapitalismus spielen, beschreibt Christa Wichterich. Ausgehend von der feministischen Position wird die Unterschiedlichkeit weiblicher Lebensformen in der Welt deutlich, aber auch, warum „zwar mehr Frauen eine Beschäftigung finden, aber keine Existenzsicherung".
Ist die Alternative Ökonomie eine Möglichkeit der Negation der Globalisierungstendenzen? In seinem Beitrag versucht Rolf Schwendter dieser Frage nachzugehen und die Möglichkeiten alternativen Handelns im Kapitalismus darzulegen.
Gisela Notz nimmt diese Fragestellung auf und weist auf notwendige Alternativen hin. Zunächst hinterfragt sie den traditionellen Arbeitsbegriff, um schliesslich zu klären, was gesellschaftlich notwendige und nützliche Arbeit ist.
Was die Gewerkschaften zukünftig bei der Veränderung der Arbeitswelt erwarten und welche Forderungen für die Gestaltung dieser Lebensbereiche notwendig sind, erläutert Annette Mühlberg.
Unter dem Titel „Neuigkeiten über Arbeit und Solidarität" stellt Hans-Jürgen Arlt Entwicklungstendenzen und notwendige Veränderungsprozesse in dieser Gesellschaft vor.
Abschliessend fasst Rolf Schwendter die aufgezeigten und darüber hinausgehenden Diskussionen zur Globalisierung in 21 Thesen zusammen.
Der Sammelband schliesst mit einem Rückblick des ehemalige Leiters der DGB-Bundesjugendschule Hinrich Oetjen auf den Werdegang der Kooperationen zwischen Alternativprojekten und dem Haus der Gewerkschaftsjugend.
Berthold Happel (DGB-Bundesjugendschule)
Waldemar Schindowski (TAK AÖ)

Inhaltsverzeichnis
Elmar Altvater: Der entfesselte Weltmarkt und die Grenzen der Globalisierung
Elmar Altvater: Macht und Konzentration des Kapitals in den drei führenden Wirtschaftszentren der Welt
Ulrich Eckelmann: Die Gewerkschaften in Zeiten der Globalisierung
Christa Wichterich: Grenzenlos flexibel – Zur strategischen  Rolle von Frauen in der Globalisierung
Rolf Schwendter: Alternative Ökonomie –  Negation der Globalisierungstendenzen?
Gisela Notz: Arbeit, Arbeit, Arbeit – Der Arbeitsbegriff aus alternativ-ökonomischer Sicht
Annette Mühlberg: Arbeit neu denken –  Gewerkschaftliche Visionen für die (nach-)modernen Gesellschaften
Hans-Jürgen Arlt: Neuigkeiten über Arbeit und Solidarität
Rolf Schwendter: Thesen zu Kapitalismus ohne Alternativen?
Hinrich Oetjen: Auf der Suche nach Alternativen

Herausgeber
DGB-Bundesjugendschule Oberursel

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