Bernd Hüttner, Christiane Leidinger und Gottfried Oy (Hrsg.):
Handbuch der ALTERNATIVmedien 2011/2012
Printmedien, Freie Radios & Verlage in der BRD, Österreich und der Schweiz
ISBN 978-3-940865-22-9 I 2011 | 279 S. | 22 €
Blick ins Buch
Neben einem redaktionellen Teil über Stand und Perspektiven linker und alternativer Medien, sind hunderte Adressen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheinender Printmedien, Archive, Online-Medien, Freie Radios und unahängiger Verlage dokumentiert.
Nach fünf Jahren liegt mit diesem Handbuch eine erweiterte und aktualisierte Fortsetzung des Verzeichnisses der AlternativMedien 2006/2007 vor. Der Band enthält Adressen und Informationen zu insgesamt rund 700 in der BRD, Österreich und der Schweiz erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften. Hinzu kommen erstmalig Adressen von Freien Radios, Archiven und Bibliotheken sowie von 220 unabhängigen Verlagen. Insgesamt sind somit an die 1000 Alternative Medien aufgeführt. Die Adressen sind über verschiedene Register nach Sachgebieten, Orten und alphabetisch erschlossen. Print- und Online-Literaturhinweise runden diesen Teil des Nachschlagewerks ab.
Alternative Medien spielen weniger für die breite Öffentlichkeit eine Rolle, ihre Bedeutung liegt vorrangig in programmatischen Debatten. Wichtige Aufgaben bestehen darin, Kritiken und Utopien zu entwickeln, minoritäre Sichtweisen, Themen und Praxen zu thematisieren, zu refl ektieren und bisweilen diese auch zu popularisieren. Aufgaben und Herausforderungen, mit denen wir sympathisieren, und die wir angesichts der Lieblosigkeit mit der linke und alternative Bewegungen mit ihren Medien umgehen weiterhin für wichtig halten. Die wissenschaftlichen und politischen Beiträge des Handbuches Alternative Medien spiegeln verschiedene Aspekte aktueller Diskussionen wider und stellen innovative Medienprojekte vor. Bernd Hüttner ist Politikwissenschaftler und lebt in Berlin. Er ist Publizist, Aktivist und der Gründer des Archiv der sozialen Bewegungen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Danksagung
A. ALTERNATIVE MEDIENDISKUSSIONEN
Alternative Medien – theoretisch gesehen
Gottfried Oy - Lebenswelt Gegenöffentlichkeit. Medienkritik und Alltag sozialer Bewegungen
Marisol Sandoval - Warum es an der Zeit ist, den Begriff der Alternativmedien neu zu definieren
Jeffrey Wimmer - Illusion versus Zwang. Zum Umgang alternativer Medien mit ihren ökonomischen Grundlagen
Georg Seeßlen - In den Wäldern der Mitte. Gegenöffentlichkeit. Überlegungen zur Geschichte einer Chance, die man nicht hat, aber nutzen muss
Alternative Medien – konkret betrachtet
Gabriele Hoofacker & Peter Lokk - Der Alternative Medienpreis. Von Pionieren, Trüffelschweinen und Mediennischen
Bernd Hüttner & Christoph Nitz - Die (Mosaik-) Linke und ihre Medien. LINKE Medienarbeit im Online-Zeitalter
Karin de Miguel Wessendorf - Nutzung von Film und Video als Medium sozialer Bewegungen. Von den Anfängen bis zum aktuellen Videoaktivismus am Beispiel der Zapatistas
Elke Zobl Grrrl Zines - Fanzines mit feministischem Anspruch
Stefan Hebenstreit - Reclaim the Game. Inhalte und Orientierungen kritischer Fußball-Fanzines Alternative Medien – praktisch gemacht Redaktion Ohrenkuss – zusammengestellt von Katja de Bragança- „Weil ich ohne das Schreiben nicht exestiere“ – das Magazin „Ohrenkuss“
Anne Frisius - Mehr Bewegung in die Köpfe – vom feministischen Videoaktivismus der 90er Jahre in Berlin zu den „Kiezfilmen“
Kanak TV - Kanak TV. Mediale Anleitung für einen neuen Antirassismus.
Manuela Kay - Die Nische in der Nische aller Nischen. Warum ein Magazin immer nur so alternativ sein kann wie seine Leserinnen am Beispiel von L-MAG
Krystian Woznicki - Hybride Formate. Berliner Gazette, eine Zeitung mit Zukunft
Bernd Hüttner & Christoph Nitz - Linke Medienakademie: Medien kompetent nutzen, gestalten und diskutieren
B. ADRESSEN VON ALTERNATIVEN MEDIEN und LITERATUR
Adressen von Printmedien
BRD: Adressen nach Postleitzahlen
Register: alphabetisch, nach Orten, nach inhaltlicher Zuordnung
Österreich: Adressen nach Postleitzahlen
Register: alphabetisch, nach inhaltlicher Zuordnung.
Schweiz: Adressen nach Postleitzahlen
Register: alphabetisch, nach inhaltlicher Zuordnung
Adressen von Freien Radios Adressen von Archiven
Adressen von Verlagen
BRD: Adressen nach Postleitzahlen
Register: alphabetisch, nach Orten
Österreich: Adressen nach Postleitzahlen
Schweiz: Adressen nach Postleitzahlen
Materialien zu alternativen Medien Gesamtregister (BRD; Schweiz; Österreich)
Register: alphabetisch, nach Orten
Christiane Leidinger: Statistische Übersicht
Autorinnnen und Autoren
Rezensionen
Ohne Latzhosen Junge Welt 11.4.2013
Bernd Hüttner / Christiane Leidinger / Gottfried Oy
Vorwort
Nach fünf Jahren liegt mit diesem Buch eine erweiterte und aktualisierte Fortsetzung des Verzeichnisses der AlternativMedien 2006/2007 (Neu-Ulm 2006) vor. Der Band enthält wieder Beiträge zu alternativen Medien, der BRD-Adressbestand wurde von Christiane Leidinger aktualisiert und erweitert; die neuen Datensätze für Österreich und die Schweiz erhielten wir von zwei Genossen aus beiden Ländern.
Für die BRD konnten wir 472 Printmedien nachweisen, für Österreich 89 und die (deutschsprachige) Schweiz 104 Titel. Der Vergleich zum 2006er Verzeichnis zeigt die große Dynamik der alternativen Medienlandschaft. Nur bei 71 im letzten Verzeichnis genannten Titeln aus der BRD gab es keine Änderungen. Korrigiert und/oder ergänzt wurden 264 Datensätze. 137 neue Titel wurden aufgenommen. Eingestellt wurden oder auf online-Publikation umgestellt haben 119 Medien, über ein Viertel aller in 2006 aufgenommenen Titel.
Aber macht ein gedrucktes Verzeichnis mit Adressen von Printmedien heutzutage noch Sinn? Der Comedian Dieter Nuhr drückt sicher die Haltung vieler aus, wenn er sagt: Zeitung ist ein Informationsmedium für Leute ohne Strom, so erfahren die, was gestern im Internet stand.
Die Frage nach dem Sinn haben wir uns auch gestellt. Allen reden von Online und Ebooks und der Bedeutungslosigkeit von Printmedien; in diesem Handbuch mit rund 700 Adresseinträgen von gedruckten Zeitungen, Zeitschriften, Fanzines und Infoschriften für die BRD, Österreich und die Schweiz zeigt sich ein anderes Bild. Unzweifelhaft gibt es einen Bedeutungsschwund gedruckter Medien. Aber zum einen war die Resonanz auf das Verzeichnis der AlternativMedien 2006/2007 sehr gut und etliche sprachen Bernd Hüttner auf eine Neuauflage an. Zum anderen wurde 2006 parallel zur Buchpublikation vom Verlag AG SPAK die Datenbank der Alternativmedien (www.alternativmedien.org) als online nutzbares Instrument geschaffen. Diese Datenbank, die auch weitergeführt werden wird, wurde sukzessive aktualisiert und ist Ausgangsbasis des in diesem Buch vorliegenden Verzeichnisses. Zudem gibt es faktisch weiterhin eine große Anzahl von alternativen Printmedien.
Wichtige Aufgabe von alternativen Medien ist es, Kritik und Utopien zu entwickeln, minoritäre Sichtweisen, Themen und Praxen zu thematisieren, zu reflektieren und gegebenenfalls zu popularisieren. Aufgaben und Herausforderungen, mit denen wir sympathisieren, und die wir angesichts der Lieblosigkeit mit der linke und alternative Bewegungen mit ihren Medien umgehen, weiterhin für wichtig halten.
Alternative Printmedien, also Zeitungen und Zeitschriften, spielen weniger für die Information der breiten Öffentlichkeit eine Rolle, ihre Bedeutung liegt vorrangig in programmatischen Debatten.
Wir riefen auf vielen verschiedenen Wegen, etwa über indymedia sowie etlichen Mailinglisten und Blogs dazu auf, neugegründete Titel zu melden. Darauf erfolgte, im Gegensatz zu 2006, keinerlei Resonanz. Die Einwerbung von Beiträgen zum redaktionellen Teil erfolgte öffentlich, ebenfalls über Mailinglisten und auf anderen Wegen. Das Echo darauf war wie auch beim Verzeichnis von 2006 eher ernüchternd. So sehr die entstandenen Beiträge zu begrüßen sind, und wir uns über sie freuen, kann doch als Ergebnis festgehalten werden, dass es derzeit keine weitergehende Beschäftigung mit alternativen Printmedien gibt – weder in der Wissenschaft, noch in den alternativen Printmedien selbst. Die Debatte um das Internet findet nicht nur, aber vor allem dort statt. Akademische Forschung und andere Auseinandersetzungen widmen sich den emanzipatorischen Möglichkeiten des Internets und anderer elektronischer Kommunikationsmittel. Was überhaupt heute alternative Printmedien sind, welche Bedeutung sie für Selbstverständigungsprozesse der sozialen Bewegungen wie auch zivilgesellschaftlicher Gruppen und das Erreichen einer größeren Öffentlichkeit spielen, wird kaum reflektiert. In den englischsprachigen Ländern ist dies offenbar anders. Dort erscheinen voluminöse Sammelbände in renommierten sozialwissenschaftlichen Verlagen, wie etwa The Alternative Media Handbook Ende 2007 im Routledge Verlag.
Es gilt auch dieses Mal: Ob die veröffentlichten Adressen ein realistisches Abbild der real existierenden Landschaft der alternativen Printmedien darstellen, muss offen bleiben, da niemand über ein vollständiges Bild verfügt, dies geht auch gar nicht. Mit dem Verzeichnis liegt aber auf jeden Fall eine aktuelle Bestandsaufnahme vor. Wir denken, dass wir zwar nicht alle, aber hoffentlich alle „relevanten“ Medien versammelt haben. Es kommt hinzu, dass dieses Mal auch erstmals die Länder Schweiz und Österreich vertreten sind und deren deutschsprachige Titel aufgelistet werden.
Niemand kann sagen, wie groß die Zahl unbekannter existierender, aber hier nicht erfasster Medien ist. Die weite Szene der Musik-, Kultur- und anderen Fanzines ist vermutlich ebenso wenig in ihrer ganzen Breite erfasst, wie die der selbstorganisierten studentischen Hochschulmedien oder die der linken Betriebszeitungen. Ob der eine oder andere Titel in den Verzeichnissen ein alternatives Medium im ursprünglichen Sinne des Wortes ist, muss dahingestellt bleiben und sollte Gegenstand von politischen Diskussionen sein.
Auch dieses Handbuch kann und will nicht die Frage klären, was alternative Medien sind. Die Grenzen zum Mainstream sind mitunter fließend und intersektional betrachtet – also Herrschaftsverhältnisse verschränkt gedacht – wird ein klassisches Alternativmedium im einen Bereich aus einer anderen Perspektive betrachtet flugs zum zentralen Teil des Mainstreams der Medienlandschaft. Alternativ jedenfalls bedeutet seit den 1990ern Jahren – oder doch schon immer? – nicht automatisch links zu sein. Wir als Herausgeber_ innen sind uns darüber untereinander und auch mit den Autor_innen nicht immer einig und können und wollen dies zudem nicht sein.
Im Zweifel haben wir uns bei der Titel-Aufnahme für alternative Einzelinhalte und/oder Perspektiven entschieden, die das Medium (auch) publiziert. Sicherlich konnten nicht alle bestehenden und neuen Medientitel erfasst werden; dieses Handbuch bietet aber einen breiten Überblick über die Vielfältigkeit der alternativen Printmedien.
www.alternativmedien.org
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