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Abstract
Der Band gibt konkrete Anregungen für ein "globales Lernen". Es werden unterschiedliche methodische Ansätze vorgestellt: Die Bausteinmethode, Planspiele, nord-süd-übergreifendes Erfahrungslernen, Spiele, Collagen, Comics und authentische Texte von Menschen aus "Entwicklungsländern". In einer Gesellschaft, deren Werte- und Normenorientierung immer unsicherer wird, stellen sich pädagogische Konzeptionen, die einer bloßen, tradierenden Bildungs-- und Erziehungsarbeit dienen, mehr und mehr selbst in Frage. Es die kostbaren Praxiserfahrungen der Lehrer aus Ost und West ebenso zu erschließen, wie neues pädagogisch theoretisches Nachdenken zu intensivieren. Die Schule muß unter dem Einfluß zunehmender Globalisierung verschiedenster Prozesse die SchülerInnen dazu befähigen, global zu denken und wirkungsvoll lokal handeln zu können.
Vorwort
(...) Zu den konkreten Inhalten dieser Publikation noch ein paar Bemerkungen im Zusammenhang mit dem bisher Gesagten: Wir haben hier Anregungen vorliegen, die nicht nur entwicklungspädagogische Kriterien und den Forderungen des lebendigen Lernens gerecht werden, sondern auch der besonderen Bedarfslage gerade der Lehrer oder Gruppenleiter in den neuen Bundesländern und Ostberlin. Besonders zu erwähnen sind dabei die didaktisch-methodischen Details, die entwicklungspädagogischen Erklärungen und die bildungspolitische Dimension der Projekte, die über die Schulwelt hinausgehen, ohne Angst und Ablehnung auszulösen. Vielmehr laden sie durch vielfältige, kleinschrittige Vorschläge im Rahmen großer Überblicke zu einer Auseinandersetzung mit ihr ein. All das gehörte nicht zum Erfahrungsschatz der Lehrer in der DDR.
Die ausgewählten Situationsbezüge knüpfen an die schulischen und außerschulischen Interessen der Schüler an und vermögen gleichzeitig, sie dazu anzuregen, über ihre bisherigen Begrenzungen hinaus zu gehen, Fernes und Fremdes über den Weg der Simulation und Identifikation in Nahes und Bekanntes zu verwandeln und Weltoffenheit zu einer persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrung zu machen.
In den großen Einheiten sind die Arbeitsschritte so aufgebaut, daß der Erkenntnisprozeß bei der subjektiven Bedeutung des Themas für den einzelnen gemäß seiner Ausgangslage ansetzt. Dies wird dadurch unterstützt, daß alle Projekte dem Leben entspringen, aber mehr als nur die Wiedergabe des Lebens sind. Es sind lebendige Anregungen, sich in die Situation des Anderen und Fremden ohne jedes Realitätsrisiko hineinzuversetzen und sich darin handelnd selbst auszuprobieren.
Direkte Erfahrungen wechseln ab mit ihrer Verarbeitung und münden stets wie eine Parabel wieder in der eigenen Lebenswelt der Schüler, Kinder, Jugendlichen bzw. Erwachsenen, je nach Projekt. Sie bieten Möglichkeiten, eigene Defizite aufzuarbeiten und viele wertvolle soziale Erfahrungen zwischen den Teilnehmern aber auch zwischen ihnen und den Projektleitern anzustoßen. Das gilt insbesondere für das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern. Modellhaft wird deutlich, wie die Rolle von Anleitern und Lehrern in einem gemeinsamen engagierten Lernprozeß aussehen kann und sollte. Die Praxisberichte belegen, daß es zwar einer Umstellung vieler eingefahrener Aufgabenverständnisse bedarf, daß aber auch die Lehrer entdecken, daß diese neue Funktion (Berater und Begleiter in einem gemeinsamen Lernenprozeß zu sein) nicht nur zeitgemäßer und damit realitätsnaher, sondern auch viel befriedigender für sie selbst ist.
Jedes der folgenden Projekte beginnt mit einer umfassenden Einführung bezüglich des inhaltlichen und methodischen Anliegens und gibt Anregungen zur eigenen Planung. Dabei steht planvolles Handeln durchaus nicht im Widerspruch zur Selbstorganisation und Selbstverantwortung. Die Teilnehmer arbeiten in den Projekten ganzheitlich sowohl die unterschiedlichen Aspekte, unter denen die Thematik aufgeschlossen wird, als auch hinsichtlich Methodik und den Lernprozeß selbst betreffend. Herz, Hand und Verstand sind in einem kollektiven Arbeitsprozeß einbezogen, in dem das Individuum als solches mit seiner ganzen Subjektivität zur Geltung kommt. Dahinter steht das Konzept einer gerechteren Gesellschaft durch die Persönlichkeitsbildung und das soziale Lernen, die sich gegenseitig bedingen. Demokratische Umgangsformen, und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Modellen und Visionen werden geübt.
Zentrale Bedeutung wird der Überprüfung der gefundenen und befundenen Ansichten und Meinungen beigemessen, das Kriterium ist die Realität. Die Rückführung der erarbeiteten Lösungen aus dem Probehandeln in die eigene Wirklichkeit gestattet es den Akteuren am Ende aus dem Projekt herauszutreten und Wertungen und Konsequenzen daraus für das eigenen Leben zu ziehen. Dabei sticht der Aspekt der gesellschaftlichen Verantwortung der Lehrer, Anleiter bzw. Teilnehmer selbst für die Vermittlung des neu Erfahrenen und Erkannten sowie seiner Folgen in das soziale Umfeld hervor. Von der Schule über die Familie im Fall von Kindern bis zur breiten Öffentlichkeit sollen die eigenen wichtigen Erkenntnisse veröffentlicht werden und zwar von beiden gemeinsam Lernenden, den Schülern wie den Lehrern und Leitern. Das Projekt ist Teil ihres Lebens, die Gesellschaft ist es ebenfalls und diese Teile sollen verbunden werden, wenn es um essentielle und existentielle Dinge geht.
Großen Wert wird den methodischen Schritten beigemessen. Die vielfältigen Möglichkeiten dazu werden in der Weise eingesetzt, daß über das Kennenlernen hinaus schrittweise und ineinandergreifend Bewußtseins- und Handlungskompetenzen der Teilnehmer erweitert werden. Hinzu kommt die flexible Anwendungsmöglichkeit von Einzelelementen in mehrere Varianten für unterschiedliche Lerngruppen, die von den Leitern je nach Lage ausgewählt werden können. Dabei wird das Prinzip der reinen Beliebigkeit durch pädagogische Kriterien eingeschränkt.
Die im "Globalen Lernen" zugrunde gelegten sozialen, politischen, geistigen und pädagogischen Ideen vermögen sicher nicht, das vorherrschende Bild vom Einheimischen und Fremden und die noch weit bestimmende domestizierende Unterrichtspraxis aufzuheben. Sie vermögen aber Denkanstöße zu geben und Erfahrungen zu vermitteln und unterstützen Lehrer und Lehrerinnen und andere Interessenten an globalem Lernen in Deutschland dabei, ihr eigenes Handwerkszeug zu vervollkommnen, zu erweitern und zu erneuern.
Globales Lernen, wie hier von den AutorInnen vorgestellt, kann ein wichtiger Beitrag dafür sein, den Umgang mit dein Fremden in der Nähe selbstverständlicher zu machen, aber auch das Fremde im Eigenen zu entdecken. Darüber hinaus wird damit ein ganzheitlicher Anstoß nicht nur für entwicklungspolitische Bildungsarbeit. sondern auch ein Impuls für ein schulübergreifendes, gesellschaftlich integriertes Bildungskonzept gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung /Vorwort / Das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen (Hans Georg Hofmann) / Die Rolle der Bildung in der Einen Welt (Christian Graf-Zumsteg)
Die Bausteinmethode (Inge Ruth Marcus) / "Zu Gast bei der Familie Sanchez-Gonzales"- ein Bausteinprojekt (Inge Ruth Marcus) / Erfahrungen aus der Praxis (Inge Ruth Marcus)
Das Planspiel - eine Form des Erfahrungslernens (Inge Ruth Marcus) / "Schlau sein wie die Füchse, um zu überleben" (Inge Ruth Marcus) / "Atlantika - Insel der Zuflucht" (Inge Ruth Marcus) / "Das Gold von Cajamarca" (Trudi und Heinz Schulze)
Ein Beispiel für nord-süd-übergreifendes Lernen (Inge Ruth Marcus) / Das Wasser vom nördlichen Dorf (Inge Ruth Marcus)
Spiele - Collagen - Bilder - Texte / Das Ferne näherholen. Ein Einkaufsspiel (Trudi und Heinz Schulze) / Geschichten und Kurztexte, die Bilder im Kopf entstehen lassen / Indianer in Lateinamerika (Trudi und Heinz Schulze) / Der internationale Blumenkrimi (Trudi und Heinz Schulze) / Das Arbeiten mit Fabeln und Geschichten (Trudi und Heinz Schulze) / Die Fabel vom Skorpion und der Fröschin / Comics: / Ich wurde für ein Schaf eingetauscht / Ungleiche Chancen / Die Finalistin / Das Gleichnis vom Wasser (Trudi und Heinz Schulze)
AutorInnen
Christian Graf-Zumsteg ist Sekretär des "Forum Schule für EINE Welt" in der Schweiz mit langjähriger Erfahrung der theoretischen Arbeit zum "globalen Lernen" wie in der konkreten Umsetzung.
Prof. Dr. em. Hans-Georg Hofmann.Promotion 1962, Habilitation 1966 an der Humboldt-Universität (Berlin); langjähriger Leiter der Arbeitsstelle Auslandspädagogik der Akademie der pädagogischen Wissenschaften der DDR (APW). Forschungen und Veröffentlichungen zu entwicklungspädagogischen Fragen und zur kritischen Analyse konservativer pädagogischer Strategien. Seit 1990 Studienaufenthalte und Lehrtätigkeit an der Staatsuniversität Kalifornien, USA. Seit 1993 Mitarbeit an Projekten der Transformationsforschung spez. zu globalen Aspekten am Jenaer Forum für Bildung und Wissenschaft e.V., sowie an verschiedenen Projekten der Entwicklungspädagogik und Mitarbeit in div. Bürgerinitiativen.
Inge Ruth Marcus, geboren 1941. 10 Jahre in der Volksrepublik China. Studium der Pädagogik und der Sozialpädagogik an der Universität Hamburg. Mitarbeit an der Entwicklung von Medienpaketen zum Thema "3." Welt an der Abteilung für vergleichende Erziehungswissenschaften der Universität Hamburg. Studien- und Forschungsaufenthalte in Israel und den USA, Beschäftigung als Lehrerin an Gesamtschulen, in schulischen Beratungsdiensten und in der Sozialarbeit. 10 Jahre Entwicklungsarbeit in Mexiko und Nicaragua im städtischen und ländlichen Bereich. Seit 1991 Mitwirkung beim Aufbau der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in den "Neuen" Bundesländern.
Trudi Schulze-Vogel, geboren 1945. Lehre als Verlagskauffrau, Studium der Sozialpädagogik in München. Von 1972-1975 "Entwicklungsarbeit" in Peru (ländliche Erwachsenenbildung). Langjährige Tätigkeit im Sozialpolitischen Verlag der AG SPAK (Lektorat, Geschäftsführung), Lehraufträge zu Fragen der Erwachsenenbildung (Methodenfragen), z.B. GHS Kassel, langjährige außerschulische Bildungsarbeit zu Nord-Süd-Fragen und Solidaritätsarbeit zu Lateinamerika. Mitarbeit an Publikationen über kulturelle, soziale und pädagogische Themen Lateinamerikas. Derzeit Geschäftsführerin des Nord-Süd-Forum München e.V.
Heinz Schulze, geh. 1943. Lehre als Rechtsanwalts- und Notarsgehilfe, Sanitätsdienst, Studium der Sozialpädagogik. Tätigkeit in der außerschulischen Jugendarbeit, der Gemeinwesenarbeit in der Obdachlosenarbeit in München. Von 1972-1975 im Rahmen der "Entwicklungshilfe" in der ländlichen Bildungsarbeit in Peru tätig. Langjährige Mitarbeit (Geschäftsführung, Bildungsreferent) in der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise, München. Beratung von Bürgerinitiativen, Seminararbeit, Lehraufträge (Methoden der Bildungsarbeit), Aufsätze und Publikationen (z.B. Sozialarbeit in Lateinamerika, befreiende Pädagogik). Solidaritätsarbeit spez. zu Peru, derzeit ehrenamtliche Geschäftsführung der Paulo Freire Gesellschaft und Tätigkeit in der Arbeitsstelle "Pädagogik der Hoffnung" (München).