Sabine Sautter (Hrsg.) Abenteuer Kultur. ISBN 9783930830909 - 300gr

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Sabine Sautter (Hrsg.) Abenteuer Kultur
Erlebnisorientierte Methoden in der Kulturarbeit / Ein Praxisbuch für freiwillig Engagierte
2007, ISBN 978-3-830830-90-9, 151 Seiten

Für freiwillig Engagierte und interessierte Profis, die sich gemeinsam Kunst und Kultur erschließen wollen, ist „Abenteuer Kultur“ Sammlung und Werkzeug ihrer Arbeit. Grundlagen sind ihre eigene Begeisterung, etwas Wissen, aber vor allem kreative, gesprächs- und erlebnisorientierte Methoden, die der Wahrnehmung aller zum Ausdruck verhelfen. Sie bilden die Voraussetzung für „kulturelle Selbstaneignung“. Hier wird die Kultur „vom Sockel geholt“. Nicht nur Profis, auch Laien haben das Recht, Kunst und Kultur zu interpretieren. Museen sind Lernorte für viele, auch für junge Migrantinnen und Migranten, die keinen kunsthistorischen Vortrag hören wollen oder können, sehr wohl aber über Bilder diskutieren und die Sichtweise ihrer Kultur als interpretatorische Bereicherung einbringen. Hier werden Menschen zu kulturellen Akteuren, deren Interpretationsgrundlagen nicht Fachwissen, sondern persönlicher, lebensgeschichtlicher und kultureller Hintergrund ist.
Zu dieser Form des miteinander Arbeitens finden Sie in diesem Buch Anregungen. Es stellt kreative Methoden vor, wie sich Laien gemeinsam ein Bild erschließen können, einen literarischen Text oder eine Oper. Dieses Buch ist in erster Linie ein Nachschlagewerk für kreative Methoden, die die differenzierte Wahrnehmung aller fördern. Es ist erstaunlich, wie viel Laien gemeinsam wahrnehmen und sich erarbeiten können, wenn die Gruppe die entsprechenden Impulse bekommt.
Das Ergebnis ist in der Regel eine – natürlich höchst subjektive – Interpretation. Aber darum geht es ja.

Inhalt

Vorwort von Dr. Thomas Röbke/ Einführung
Teil 1 GRUNDLAGEN Sabine Sautter: Bürgerschaftliches Engagement zwischen Sozialem und Kultur/ Der Kulturführerschein® in Bayern / Bürgerschaftliches Engagement im dritten Lebensalter / Kultur als attraktives Feld sozialen Engagements Petra Dahlemann: Sich Kultur zu eigen machen – Schöpferische Methoden
TEIL 2 ERLEBNISPÄDAGOGISCHE METHODEN PRAKTISCH
beit mit literarischen Texten Petra Dahlemann: Grundlagen der Literaturarbeit/ Literaturgespräch / Ein Satz – ein Klang / Subtext Biografi sches Schreiben Petra Dahlemann: Biografi sches Schreiben/Clustern / Wortsammlung / Räume und andere Orte des Lebens / Zur Literatur schreiben
Filmarbeit Franz Haider: Grundlagen der Filmarbeit/50 Filmanalyse / Technik und Materialien für die Filmarbeit / Filmausleihe / Achtung beim Urheberrecht / Filmmaterialien und -infos Sabine Sautter: Ein Filmgespräch/ Vom subjektiven Eindruck zur Filmanalyse Museum / bildende Kunst Hannelore Kunz-Ott: Erlebnisort Museum /Chinesischer Korb / Elfchen / Bildermenue / Tanz der Formen / Deutsch lernen im Museum / „Mit Argus Augen“ / Riechreise – Spaziergang mit der Nase Sabine Fries-Altmann: Kubismus aktiv/Petra Dahlemann: Das temporäre Museum /Titel raten / Knetgeschenk / Filmphantasien / Stimmt´s? / Porträts nachstellen Petra Dahlemann: „Ich denke sowieso mit dem Knie“ – das Werk von Joseph Beuys/Materialtische / Der plastische Prozess / Einen Organismus bauen Musik Markus Kosuch: Szenische Interpretation von Musik und Theater/Wir entwickeln unsere Interpretation selber! / Methoden und Übungen aus der Vorbereitung zur szenischen Interpretation / Bilder stellen – Denkmäler / Methoden und Übungen aus der szenischen Interpretation / Der innere Film – Kopfkino zu Musik / Einfühlung in eine Rolle / Einen Arientext zur Musik erfi nden Ingrid Schmid: Methoden zur Opernarbeit/Farbe bekennen / Schach einmal anders Sabine Sautter: Szenische Interpretation mit Älteren: Ein Opernworkshop/ Corinna Rösel-Tabken: Jeder ist musikalisch/„Schläft ein Lied in allen Dingen“ (Eichendorff) Improvisationstheater Dirk Brand: Improvisationstheater/ Methoden zum Thema „Akzeptieren“ / Die Schatzkiste Nikohase / Methoden zum Thema „Status“ / Gefühlslauf / Statusfi guren stellen / Statuswartezimmer Cordelia Schuster: Körper – Stimme – Raum. Theaterpädagogik mit Erwachsenen /Lügenstandbilder / Blitzstatuen / Rollenaufbau / Orte spielen Biografi e und Oral History Sabine Sautter: Die Kulturbiografi e – ein Spiel /Kathrin Bielefeldt: Erinnern – Erzählen – Zuhören Erzählte Geschichten in der Praxis/Oral History / Zeitzeugenarbeit / Modell zur Planung von Erzählprojekten
TEIL 3 ANHANG Literaturverzeichnis /Autorinnen und Autoren

Sabine Sautter

Einführung
eses Buch wendet sich an freiwillig Engagierte und interessierte Profis, die sich mit anderen Menschen gemeinsam Kunst und Kultur erschließen wollen. Grundlage sind ihre eigene Begeisterung, etwas Wissen, aber vor allem kreative, gesprächs- und erlebnisorientierte Methoden, die die Wahrnehmung aller zum Tragen bringen. Sie bilden die Voraussetzung für das, was man, intellektuell ausgedrückt, als „kulturelle Selbstaneignung“ bezeichnen kann. Kulturelle Laien suchen gemeinsam Wege, um Kunst nicht nur zu konsumieren und sich nicht nur auf „aaah“ und „schön!“ zu beschränken – oder auf Unverständnis und Ärger. Hier wird die Kultur „vom Sockel geholt“. Nicht nur Profi s, auch Laien haben das Recht, Kunst und Kultur zu interpretieren. Museen sind Lernorte für viele, auch beispielsweise für junge Migrantinnen und Migranten, die keinen kunsthistorischen Vortrag hören wollen oder können, sehr wohl aber über Bilder diskutieren und die Sichtweise ihrer Kultur als interpretatorische Bereicherung einbringen. Eine Gruppe älterer Menschen stimmt einer Operninszenierung von Verdis Don Carlos vielleicht nicht zu, weil sie selbst die Funktion der Figur des Marquis Posa im Stück völlig anders beurteilt als der Regisseur. Und ein Filmgespräch, bei dem es um die eigentlichen Themen des Films und deren Bezüge zum Leben der Anwesenden geht, kann ebenso interessant sein wie das mit einem namhaften Filmkritiker. Hier werden Menschen zu kulturellen Akteuren, deren Interpretationsgrundlagen nicht Fachwissen, sondern persönlicher, lebensgeschichtlicher und kultureller Hintergrund sind. Die Ergebnisse sind oft von beeindruckender Tiefe.

Zu dieser Form des miteinander Arbeitens fi nden Sie in diesem Buch Anregungen. In der hier vorgestellten Form der Kulturarbeit geht es nicht darum, Wissen zu vermitteln und Vorträge zu halten. Das kann eine ausgebildete Germanistin, eine Kunsthistorikerin, ein Musikwissenschaftler besser, freiwillig Engagierte werden dieses umfassende Wissen selten haben. Hier soll keinerlei Konkurrenz gefördert werden, professionelle Arbeit wird immer wertvoll und notwendig sein. Aber es gibt eben auch kreative Methoden, wie sich Laien gemeinsam ein Bild erschließen können, einen literarischen Text oder eine Oper. Dieses Buch ist in erster Linie ein Nachschlagewerk für solche kreativen Methoden, die die differenzierte Wahrnehmung aller fördern. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Laien gemeinsam wahrnehmen und sich erarbeiten können – wenn die Gruppe die entsprechenden Impulse bekommt. Das Ergebnis ist in der Regel eine – natürlich höchst subjektive – Interpretation. Aber genau darum geht es ja.

Natürlich werden sich auch viele freiwillig Engagierte etwas Wissen anlesen und die hier vorgestellten Methoden ergänzen. Und eine Germanistin, eine Kunsthistorikerin, ein Musikwissenschaftler wird kreative Methoden ergänzend benutzen, um sein oder ihr profundes Wissen lebendiger zu vermitteln. Das sei unbenommen – nur ist inhaltliches Fachwissen nicht Gegenstand dieses Buches.

Die hier vorgestellten Methoden wurden entwickelt und erprobt im Rahmen des Kulturführerscheins® in Bayern (www.kulturfuehrerschein- bayern.de). Der Kulturführerschein® ist ein Fortbildungsprojekt für bürgerschaftliches Engagement im dritten Lebensalter, also in der Lebensphase nach Beruf und Kindererziehung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die hier vorgestellten Methoden der Kulturarbeit kennen und erproben sie anschließend in eigenen kleinen Praxisprojekten. Danach bauen sie Kulturgruppen auf, mit Gleichaltrigen, alten Menschen, Migrantinnen und Migranten, Alleinerziehenden u.a. Die Idee des Kulturführerscheins® kommt von der Diakonie in Düsseldorf, in Bayern wurde er weiterentwickelt vom Evangelischen Bildungswerk München. Von dort aus wurde das Konzept weitergegeben an andere Einrichtungen der evangelischen Erwachsenenbildung in Bayern, die wiederum neue Ideen einspeisten. Dieses Buch enthält eine Auswahl von Methoden, die wir Leiterinnen des Kulturführerscheins® in München, Erlangen und Fürstenfeldbruck als nachahmenswert empfi nden.

Der Kulturführerschein® kommt aus der Arbeit mit Menschen im dritten Lebensalter. Viele von ihnen suchen nach sinnvollen Aufgaben nach dem Berufsleben, die sich mit eigenen Interessen verbinden lassen. Zudem bringen sie einen reichen Schatz an Erfahrungen mit und nicht selten eine beeindruckende menschliche Tiefe. Sie nutzen die Methoden des Kulturführerscheins®, um mit Gleichaltrigen, Älteren oder Jüngeren zu arbeiten. Deshalb sind die hier beschriebenen Methoden auch nicht ausschließlich Anregungen für die Arbeit mit Älteren. Die Methoden der szenischen Interpretation kommen beispielsweise aus der Jugendarbeit und wurden im Rahmen unserer Arbeit für ältere Erwachsene angepasst.

Am Anfang dieses Buches fi nden Sie im Grundlagenteil ein kurzes Kapitel über die Münchner Variante des Kulturführerscheins®, aus dem viele Methoden stammen. Dann folgen einige Gedanken darüber, warum sich zunehmend Frauen und Männer in der Lebensphase nach Beruf und Familie freiwillig engagieren und was ein soziokulturelles Engagement, zu dem die Methoden Anstöße geben, für viele so attraktiv macht. Im Folgenden, praktischen Teil werden Methoden aus der Kulturarbeit konkret beschrieben, ergänzt durch für die Arbeit hilfreiche Grundlagen.

Die Durchführung der Bildungsprojekte und auch dieses Buch wurden gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, vom Diakonischen Werk Bayern und von der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Erwachsenenbildung. Herzlichen Dank für die fi nanzielle und fachliche Unterstützung unserer Arbeit, die auf allen Seiten von angenehmer Atmosphäre und großem Engagement getragen wurden.
April 2007

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