Artikel-Nr.: M 225
Eine andere Studie der politischen Ökonomie
978-3-940865-00-7, 2010, 385 S., AG SPAK Bücher Neu-Ulm
Spätestens seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ist es ins Bewusstsein der Menschen in den Industrieländern gedrungen: Der Kapitalismus ist gescheitert. Allerdings: Krisen haben den Kapitalismus stets begleitet: Grosse Börsencrashs, Verelendung von grossen Bevölkerungsteilen in der Dritten Welt, ökologische Zerstörung, Massenarbeitslosigkeit, verheerende Kriege usw. Dies alles gehört zu seinen notwendigen Begleiterscheinungen. Doch entgegen allen „linken“ und marxistischen Theorien, die vorhersagten, dass der Kapitalismus an seinen inneren Widersprüchen zugrunde gehen würde, konnte er sich bis heute am Leben halten – allerdings zu einem hohen Preis. Saral Sarkar zeichnet sehr detailliert und dennoch gut verständlich die Krisengeschichte des Kapitalismus seit Beginn des vorigen Jahrhunderts bis heute nach. Vor allem diskutiert er ausführlich die unterschiedlichen theoretischen Ansätze, diese Krisenanfälligkeit zu erklären, und die theoretischen Ansprüche sowie praktische Versuche, ihn „krisenfest“ zu machen. Einen breiten Raum nehmen dabei John Meynard Keynes und der Keynesianismus ein, der sich ja gerade heute wieder eines grossen Ansehens erfreut. Der Autor bleibt bei seiner Analyse nicht an der Oberfläche. Nicht einige zweifelhafte Praktiken von Bankmanagern waren es etwa, die für die aktuelle Situation verantwortlich sind, sondern der letzte Grund liegt im Wachstumszwang des Kapitalismus selbst und in den Grenzen des Wachstums, die nun endgültig erreicht sind.
Inhalt
Vorwort
I. Marxistische Krisentheorien
1. Der tendenzielle Fall der Profitrate
2. Unzufriedenheit mit dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate
3. Die marxistische Unterkonsumtionstheorie der Krise
4. Unzufriedenheit mit der Unterkonsumtionstheorie der Krise – die Disproportionalitätstheorie
5. Wo bleibt die finale Krise des Kapitalismus?
6. Die Kontroverse über die Zusammenbruchstheorie
a) Die Verelendungstheorie
b) Rosa Luxemburg: Grenzen der Akkumulation
c) Kritik an Luxemburgs Theorie
II. Der grosse Crash und die Grosse Depression
1. Die 1920er-Jahre
2. Der Boom und das Delirium
3. Der Crash
4. Die Grosse Depression
5. Erklärungen
III. Die Retter des Kapitalismus
1. Keynes und die Keynesianer
a) Krise der orthodoxen Ökonomik
b) Die nicht-marxistische Krisenbewältigung
c) Die Keynesianische Revolution
d) Keynes versus Marx.
e) Der Aufstieg des Keynesianismus
2. Schumpeters Verklärung der Krise: Schöpferische Zerstörung.
a) Die Schumpeter’sche Theorie des Konjunkturzyklus.
b) Die langen Wellen
c) Untergang des Kapitalismus
d) Die Schumpeter’sche Wirtschaftspolitik
IV. Stagflation – Der Niedergang des Keynesianismus und der
Aufstieg des Neoliberalismus
1. Stagflation.
2. Die neoliberale Konterrevolution
3. Das theoretische Fundament der neoliberalen Politik – Monetarismus versus Keynesianismus
4. Monetaristische Wirtschaftspolitik
5. Der Neoliberalismus und die Angebotspolitik
V. Warum der Keynesianismus scheiterte
– Erklärungen der Fachökonomen
1. Eine politische Entscheidung
2. Ist Inflation ein grösseres oder eher ein kleineres Übel?
3. Öffentliche Kampagne
4. Einige objektivere Erklärungen
5. Sachzwang Umstrukturierung:
Der Keynesianismus musste begraben werden
6. Makropolitik
VI. Die Krisen im globalisierten neoliberalen Kapitalismus
1. Von den 1970er-Jahren bis Ende der 1980er-Jahre
a) Die Verschuldungskrise der Entwicklungsländer
b) Die Börsenblase und der Crash von 1987
2. Die turbulenten 1990er-Jahre
a) Die neoliberalen Demokraten in den USA
b) Rezession und Stagnation in Japan
c) Rettungsversuch für Japan, radikale Wende in den USA
d) Krisen in den aufstrebenden Schwellenländern (emerging markets)
e) Die grosse Krise in Ostasien
f) Russland
g) Lateinamerika
h) Japan und die USA nach der Ostasienkrise
3. Ein langer Crash und ein Zusammenbruch im neuen Millennium
a) Ein grosser Crash auf Raten
b) Der Zusammenbruch in Argentinien
VII. Kann der Keynesianismus diesmal die Probleme lösen?
1. Inflation
2. Ist der Keynesianismus wirklich passé?
3. Rezepte deutscher Keynesianer gegen die Stagnation
4. Meine Zweifel
5. Globaler Keynesianismus?
6. Keynesianer kennen keine Grenzen des Wachstums
7. Ein halber Sozialismus funktioniert nicht
VIII. Warum man die Globalisierung kritisieren soll
1. Die Theorie des komparativen Vorteils und die Argumente für Globalisierung.
2. Die Annahmen der Theorie und die Wirklichkeit
a) Die politische Wirklichkeit
b) Die wirtschaftliche Wirklichkeit
3. Das Nachhaltigkeitskriterium
IX. Aspekte der Krise des Kapitalismus
1. Instabilität des internationalen Finanzwesens
2. Massenarbeitslosigkeit und Unzufriedenheit bei Arbeitern
3. Uneingelöste Versprechen von Innovationen
4. Die Krise des Sozialstaates.
5. Die Krise der Sozialdemokratie
6. Wirtschaftliche Zwänge, Beschränkungen und Versuchungen
7. Krise des Kapitalismus in der Dritten Welt
8. Die steigenden Defensivkosten
X. Wo kommt das Mehr her?
1. Das Geheimnis der steigenden Arbeitsproduktivität
2. Nachhaltiges Wachstum?
3. Entropie, Niedrig-Entropie und der Wirtschaftsprozess.
4. Perspektiven
5. Die Zangengriffkrise
XI. Die Zukunft des Kapitalismus
1. Harry Shutts Vision eines regulierten, egalitären und globalen Kapitalismus.
2. Einige Erfolgsgeschichten
3. Kann der Kapitalismus in einer schrumpfenden Wirtschaft überleben?
a) Herman Dalys Steady-state-Kapitalismus.
b) Elmar Altvaters solidarische Ökonomie
4. Schluss.
XII. Die Weltwirtschaftskrise des Jahres 2008
1. Der bisherige Verlauf der Krise
2. Die unmittelbaren Ursachen der Krise
3. Was ist eigentlich los? – Die tieferen Ursachen der heutigen Krise
4. Perspektive
Anmerkungen
Literatur
Autor
Saral Sarkar, geb. 1936 in Indien, Germanist und Deutschlehrer, hat sich seit seiner frühen Jugend mit den grundlegenden politökonomischen Fragen der Zeit beschäftigt. Seit 1982 lebt er als Autor, Publizist und politischer Aktivist in Köln. Er war u.a. aktives Mitglied der bundesdeutschen Grünen (bis 1987) und aktiv in der Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung (1997 – 2002). Im Auftrag der United Nations University schrieb Sarkar ein zweibändiges Standardwerk über grün-alternative Politik in Westdeutschland.
Sein grundlegendes Buch “Ecosocialism or Ecocapitalism?” erschien 1999 in London (Zed Books) und 2001 unter dem Titel “Die nachhaltige Gesellschaft. Eine kritische Analyse der Systemalternativen” 2001 in Zürich (Rotpunktverlag) und 2008 im Eigenverlag der Initiative Ökosozialismus. Das Buch ist auch in chinesischer Sprache erschienen; weitere Übersetzungen sind in Vorbereitung.
Herausgeber: Initiative Ökosozialismus
Die Initiative Ökosozialismus hat sich im Jahr 2004 gegründet und ist heute ein Netzwerk von ca. 200 Menschen hauptsächlich in Deutschland und Österreich. Diese Menschen gehen davon aus: Die Vision einer solidarischen Gesellschaft muss sich heute, angesichts der umfassenden Biosphären- und Ressourcenkrise, neu bewähren. Die Menschheit wird in naher Zukunft mit wesentlich weniger Nettoenergie auskommen müssen. Unser Typ von Industrie- und Konsumgesellschaft ist nicht länger aufrechtzuerhalten. Der unvermeidliche Übergang in ein postindustrielles Zeitalter kann nicht mehr innerhalb des Kapitalismus bewältigt werden. Die bewusste, demokratische
und partizipative Gestaltung unserer Ökonomie und unseres Zusammenlebens ist die Alternative zu Chaos und neuer Barbarei. Die Initiative Ökosozialismus leistet dazu einen Beitrag. Sie verzichtet bewusst darauf, eine straffe Organisation aufzubauen, sondern mischt sich in vielfältiger Form in laufende Prozesse ein, sucht BündnispartnerInnen und gibt inhaltliche Impulse durch Publikationen, eigene Veranstaltungen, Debattenbeiträge aller Art. Genaue Informationen zu den Positionen, zur praktischen Arbeit, Kontaktmöglichkeiten etc. finden sich auf der Website: www.oekosozialismus.net.