219 S., 18 Euro, ISBN 978-3-930830-77-0 – 2006, AG SPAK Bücher
Neben einem redaktionellen Teil über Stand und Perspektiven linker und alternativer Medien, u.a. mit Beiträgen zu Verlagsgenossenschaften, zur Geschichte der Zeitschrift „Agit 883“, zu Fanzines und die Geschichte ihrer Entstehung, über die Zeitschrift „Graswurzelrevolution“, über Medien der Frauenbewegung und der Kirche von Unten im ehemaligen Ostberlin sind 460 Adressen in Deutschland erscheinender Printmedien dokumentiert.
Inhaltsverzeichnis
Bernd Hüttner Vorwort xx l Bernd Hüttner Alternative Medien sind tot, es leben die alternativen Medien Zur Definition, Entwicklung und Zukunft alternativer Medien xx Burghard Flieger Politische Kultur(en) sichern Verlagsgenossenschaften als besondere Chance alternativer Printmedien xx Gottfried Oy Lebenswelt Gegenöffentlichkeit Medienkritik und Alltag sozialer Bewegungen xx Knud Andresen, Markus Mohr, Hartmut Rübner ”Aus der Kneipe Kreuzberger Vereinshaus (dröhnte) die Internationale oder ‚Der Osten ist rot’”. Ein paar Schlaglichter zur Geschichte der Zeitschrift Agit 883 (1969-1972) xx Gisela Notz Alternative Zeitungen und Zeitschriften der ”Neuen Frauenbewegungen”. Entstehungsgeschichte(n) – Beispiele – politische Konzepte xx Dieter Moldt Andersdenken ist die Freiheit der Freien Der mOAning star, die Zeitschrift der Offenen Arbeit und der Kirche von Unten in Ostberlin (1985–1989) xx Andi Kuttner Do it yourself. Fanzines und die Geschichte ihrer Entstehung xx Lena Laps Ihrsinn allein unterm Regenbogen? xx Redaktion IHRSINN Schlussakkord Abschied und Vorankündigung für eine letzte IHRSINN xx Lea Hagedorn 300 Ausgaben gelebte Utopie. Ein Interview mit dem Graswurzelrevolution- Redakteur Bernd Drücke (2005) xx Bernd Hüttner Vorbemerkungen zum Adressteil xx Adressteil xx Bernd Hüttner Statistische Auswertung xx Bernd Hüttner Materialien und Literaturhinweise zu alternativen Medien
Webadressen von Zeitschriften im Internet: www.leibi.de/alternativmedien
Rezensionen
Und sie leben noch
von ANNA KATHARINA KNIESS in taz vom 17.3.2007
Bernd Hüttner hat ein nützliches "Verzeichnis der Alternativmedien" in Deutschland herausgegeben Mit Heft Nr. 29 verabschiedete sich die lesbisch-feministische Zeitschrift Ihrsinn von ihren Leserinnen. Geschlechterfragen hätten sich überholt, auch müsse die Selbstausbeutung der Autorinnen ein Ende haben. Die Begründung trifft den Kern der Entwicklung der Alternativmedien. Dies zeigt auch das "Verzeichnis der Alternativmedien 2006/2007", das der Bremer Politikwissenschaftler und Gründer des Archivs der sozialen Bewegungen, Bernd Hüttner, nun herausgegeben hat. Er bewertet es in seinem Vorwort als positiv, dass viele Themen und Ziele der neuen sozialen Bewegungen mittlerweile in den etablierten Mainstream integriert worden seien. Er moniert jedoch, dass sich die Alternativbewegungen und -medien nicht auf ihre Wurzeln besinnen sowie ihre Vernetzung nicht mehr intensiv pflegen. Auch führe der Zwang zu Existenzsicherung dazu, dass sich kaum noch ehrenamtliche Mitarbeiter finden - wobei ja gerade auch in Alternativforen diese Form der ideellen Selbstausbeutung durchaus in Frage gestellt wird. Hütters Vorwort klingt nach einem die Vergangenheit romantisierendem Schwanengesang. Er zeigt auf, dass sich die Zukunft wohl eher im virtuellen Raum, in Weblogs, Internet und Wikis abspielen wird, scheint aber wenig überzeugt von deren Qualität, ja er sieht einen eher ungehemmten Quasselbudencharakter dieser Medien. Hier liegt ein persönliches Hemmnis des Autors. Doch wenn sich Printmedien aus verschiedenen Gründen kaum mehr halten können, wenn sich die Gewohnheiten und Einstellungen der Interessenten verändern, so ist dies schlicht zeitgemäss. Das Verzeichnis ist eine Fundgrube für alle, die sich für Medien und Zeitgeschichte interessieren, es bietet nicht zuletzt durch den Adressteil eine hervorragende Grundlage zur Vernetzung. Vielleicht animiert es auch zu der Erforschung der Alternativmedien, die der Herausgeber einklagt. Besonders spannend sind vor allem Gottfried Oys Beitrag "Lebenswelt Gegenöffentlichkeit" und Gisela Notz' "Alternative Zeitungen und Zeitschriften der Neuen Frauenbewegungen", die gesellschaftliche Entwicklungen deutlich widerspiegeln. Das Interview mit Bernd Drücke, Redakteur der "Graswurzelrevolution", ist gut positioniert: Es schliesst das Handbuch optimistisch ab, denn die Graswurzelrevolution ist nach wie vor höchst lebendig - sowohl auf Papier gedruckt als auch im Internet präsent.