Udo Sierck: Körperkult und Behinderung. Eine Geschichte zwischen Erniedrigung und Faszination
2024 / ISBN 978-3-945959-71-8 / 178 Seiten / 19,50 €
Behinderte Körper sind seit Jahrhunderten der Sensationslust ausgesetzt. Gegenwärtig sind sie bei Misswahlen, auf dem Laufsteg oder bei olympischen Spielen zu betrachten. Ist das die Fortsetzung der Historie oder Ausdruck von Emanzipation?
Der zu beobachtende Kult um den makellosen Körper widerspricht der angeblichen Akzeptanz. Notwendig sind Auseinandersetzungen zwischen Anpassung und Selbstbehauptung.
"Gibt es die schöne Hässliche oder den hässlichen Schönen – diese Frage wird seit Jahrhunderten diskutiert. Die Antworten variieren. Auffallend aber ist, dass der Körper im Mittelpunkt der Überlegungen steht. Und das Huldigen von Schönheit besitzt als Kehrseite die Abkehr vom Hässlichen. Erhalten bleibt die Faszination für lädierte Körper. Sie produziert Erniedrigung, aber auch den Willen zur Selbstbehauptung."
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Schönen und die Hässlichen /Philosophische Gedankenspiele / Äsop und das Weinfass / Marc Aurels Buckel/ Der hässliche Priester/ Lavater, Lichtenberg und das Gesicht/ Balsacs Theorie des Gehens / Die Schönheit der Hinkenden / Bürgertum und schöne Körper / Anfänge von Werbung, Film, Idealfiguren / Schönheitschirurgie / Der Körper als Ware
3. Körpersensationen – von Freaks und anderen Attraktionen / Narren und Lachen / Fremde Körper und das Gaffen / Flugblätter – „kommt und staunt!“ / Biografien: Freaks-Show als (selbst-)gewählter Beruf / Gesundheitsideologie und ‚Euthanasie‘ im Namen der Schönheit / Das ‚Monster‘ im Mutterleib
4. Körperfaszinationen – von der Barbie-Puppe zur Miss Landmine / ‚Fischmensch‘, Playboy-Model und beinlose Läufer / Werbung, Laufsteg und ‚Body Positivity‘ / Prothesen-Marketing / Der Behindertenfilm als Feelgood-Kino / Nacktheit als Blickfang
5. Akzeptanz und Emanzipation / „Behindert-Sein ist schön!“ und „Wir erobern uns unsere Körper zurück!“ / Disability Studies – Beeinträchtigung als soziales Modell / Eingeständnis von Nachteilen / Emanzipation – Beispiele aus dem Kulturbetrieb
6. Persönliche Anmerkungen
7. Anhang / Literatur / Internetquellen
Zum Autur (Selbstdarstellung (Quelle www.udosierck.com)
In Hamburg 1956 geboren, blieb die Stadt über Jahrzehnte mein Lebensmittelpunkt. Nach einigen Jahren in der Sonderschule und Abitur als ‚Musterbehinderter‘ habe ich Bibliothekswesen studiert, dann als Diplom-Bibliothekar Ethnologie, Mittlere und Neue Geschichte sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Spannender und wichtiger fand und finde ich seit gut vierzig Jahren den alltäglichen Kampf behinderter Menschen um Emanzipation und Selbstbestimmung als einen langen Prozess, dessen Basis die ständige Auseinandersetzung mit dem Normalitätsdenken ist. Und dabei über den Tellerrand ‚Behinderung‘ hinauszublicken. In diesem Sinne publiziere ich seit vielen Jahren Bücher und Fachartikel und versuche in Vorträgen und Seminaren, die Denkmuster über ‚die Behinderten‘ aus dieser Welt zu schaffen.