Babette Scurrell: Vielfalt der Arbeit

Artikel-Nr.: M 138
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Abstract
Die Umverteilung der Erwerbsarbeit wird massenhaft nur möglich, wenn wir eine Kultur des Verzichts auf Erwerb(-sarbeit) entwickeln und wirkliche Existenzsicherung schaffen. Experimente die regionale Ressourcen zur Existenzsicherung mit marktförmiger Erwerbsarbeit und gemeinwesenorientierter Subsistenz kombinieren, gibt es bereits. Der Band stellt Beispiele vor. die im Kontext der Wirtschafts-- und Sozialpolitik Impulse setzen.

Vorwort
Die Arbeitslosigkeit ist zum weltweiten Dauerthema geworden. Verschiedene politische Bereiche – Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik, Kommunal-, Jugend- und Frauenpolitik – versuchen, sich auf die daraus resultierenden ökonomischen, sozialen und sozialpsychologischen Kosten einzustellen. Gleichzeitig geht es darum, ihre Auswirkungen einzudämmen und die Ursachen zu bekämpfen. Wirtschafts- und SozialwissenschaftlerInnen verarbeiten die neuen Erkenntnisse zu Theorien und Empfehlungen. SozialarbeiterInnen und PsychologInnen kämpfen gegen eine kaum zu bewältigende Flutwelle der Verarmung und Ausgrenzung. Ganze Regionen sind mit dem Problem konfrontiert.
In der Vielschichtigkeit der Arbeitslosenproblematik liegt die besondere Herausforderung, auf die durch eigenständige, nachhaltige regionale Entwicklung besser reagiert werden kann, weil dadurch der Blick auf das Ganze gerichtet wird. So wurden seit Mitte der 90er Jahre verstärkt Anstrengungen zu einer ganzheitlichen Lösung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Probleme unternommen, die den Aufbau nachhaltiger regionaler Wirtschaftsformen fördern.
Nach fast sechs Jahren praktisch-experimenteller, theoretischer und pädagogischer Arbeit an dem Thema „nachhaltige Regionalentwicklung" hat sich mein Bild von Wirtschaft gewandelt. Es scheint nichts mehr mit Arbeitslosigkeit, Umweltschäden, Standortkonkurrenz... zu tun zu haben. Die Beantwortung bestimmter Fragen erscheint unnötig, weil sie noch der industriellen Moderne angehören, die wir doch gerade überwinden. Und die uns am meisten schmerzenden Probleme entstehen durch das Festhalten an den Institutionen der Moderne, entstehen dadurch, dass wir keine neuen Handlungsformen finden - oder besser: dass wir sie nicht suchen! Denn es gibt längst eine plurale Wirtschaft.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beträgt das gesamte Arbeitsvolumen in Deutschland 165,5 Milliarden Stunden pro Jahr, aber davon werden ca. zwei Drittel unentgeltlich verrichtet. Die Arbeit, die uns „ausgeht" ist also die bezahlte. Und „der alte Traum von einer weitgehenden Befreiung von der Arbeit" verkehrt sich „in den neuen Alptraum eines Arbeitsfeudalismus auf der Grundlage einer Art Sezession einer kleinen Schicht von Arbeits- und Besitzbürgern vom Rest der Gesellschaft ... Vor diesem Hintergrund gewinnt die Forderung nach Arbeit für alle die Qualität einer Grundbedingung für den Fortbestand der Demokratie. Gleichzeitig darf aber nicht übersehen werden, dass die Tendenz zum Arbeitsfeudalismus im vorherrschenden Verständnis und in der vorherrschenden Organisation von Arbeit selbst enthalten ist. Es bedarf also eines grundlegend anderen Verständnisses von Arbeit, einer anderen Verknüpfung von Arbeit und Leben und auch einer neuen Sinngebung von Arbeit."
Es wird zu unserem Thema deshalb notwendig sein, sich vorab Gedanken über das gegenwärtige Arbeits- und Wirtschaftssystem zu machen.
Im zweiten Teil dieses Buches werde ich dann eine Reihe von lokalen und regionalen Entwicklungen schildern, die auf der Grundlage (sozio-)kultureller Impulse zu Arbeits- und Wirtschaftsformen für eine zukunftsfähige Entwicklung führen können.

Inhaltsverzeichnis
Was ist Arbeit? / Veränderung der Arbeit / Arbeit und regionaler Raum / Beispiele von lokalen Projekten / Lokale Ökonomie Hamburg / Grundversorgungs-, Kommunikations-   und Bildungszentrum Bremen / JUP e.V. Berlin / Sozialistische Selbsthilfe Mühlheim   /Das Dorf Brodowin / Die Gemeinde Schwarzkollm / Ökologische Beschäftigungsinitiative Krummenhagen e.V. / Die Gemeinde Schkölen /Aufbau von Netzwerken / Die Region / Dessau - Bitterfeld - Wittenberg / Resümee

Autorin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin  der Stiftung Bauhaus Dessau

Siehe auch im Internet: www.bauhaus-dessau.de

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