Martina Hela
Mit Baby im Elektrolli
Das Recht auf Mutterschaft
ISBN 978-3-940865-63-2 I 2013 I 184 Seiten
Blick ins Buch
Martina Hela ist eine junge alleinerziehende Frau. Das Leben von Alleinerziehenden in einer eher kinderfeindlicher Gesellschaft ist schon ohnehin nicht leicht. Bei Martina kommt aber noch eine Erschwernis hinzu, sie ist schwerbehindert und kann nur mit viel Aufwand kommunizieren.
Persönliche Assistentinnen und der Computer helfen ihr aber, diese Hürde zu nehmen. Martina Hela nutzt einen Elektrorollstuhl und sie kann nicht so wie anderen Menschen sprechen. Will man sich mit ihr unterhalten, so muss man das Alphabet aufsagen, und sie nickt beim richtigen Buchstaben. So entstehen Wörter und Sätze. Das klingt zwar sehr kompliziert, ist es aber nicht. Die Autorin schildert im Buch den Kampf auf und um ihre Mutterschaft. Eigentlich läuft ihr Leben mit dem kleinen Mathias inzwischen ganz normal ab, trotz der schweren Behinderung.
Ihre Schilderung macht Mut und zeigt, dass auch Frauen mit Behinderung sehr wohl Kinder bekommen und selbstständig aufziehen können.
Mit einen Vorwort von Erwin Riess
Leseprobe
Als ich schön langsam alles unter Kontrolle bekam, rief die Heimhilfe und sagte mir, dass mein Papa ins Krankenhaus gekommen war. Es schien ernst zu sein.
Zuerst habe ich mich mit Lisa gestritten, dann hat Mathias geweint, weil er nicht fahren wollte.
Lisa war die Heimhilfe, die unter der Woche Dienst hatte. Sie war ganz nett, aber sie war ein wenig dominant. Das ging mir manchmal auf die Nerven. An diesem Tag stritten wir, ich weiss nicht mehr warum. Mathias war am Vormittag bei der Tagesmutter gewesen und er war müde, als er nach Hause kam. Er wollte viel lieber mit mir einen gemütlichen Nachmittag verbringen, als in ein Spital zu fahren. Ich verlor die Nerven und schrie den Kleinen an, worauf er zu weinen begann. Lisa setzte den weinenden Mathias auf meinen Schoss, und ich drückte ihn voller Ärger ganz fest an mich, doch dann liebkoste ich ihn.
Mathias blieb die ganze Fahrt ins Spital über auf meinem Schoss sitzen und schlief ein, und das war auch gut so.
Der Fahrer vom Fahrtendienst fluchte auch nur herum und gab uns indirekt die Schuld, dass er die blöde Gasse nicht finden konnte. Ich hätte grosse Lust gehabt, ihm gründlich die Meinung zu sagen. Als wir endlich da waren, kam mir das Spital wie eine Festung vor, weil überall Treppen waren. Ich war zuvor noch nie in der Situation gewesen, dass Treppen für mich ein wirkliches Problem waren, denn ich war es gewöhnt mit Hilfe meines Papas aufzustehen und zu gehen, aber die Heimhilfe war zu schwach. Für einen Moment war ich so hilflos, aber Lisa wusste, was zu tun ist. Sie ging fragen, ob es irgendwo einen Lift gibt, und ich blieb mit dem schlafenden Mathias auf der Strasse stehen.
Lisa fragte mich, ob das in Ordnung wäre, dass ich mit ihm warte. Ich nickte, aber als sie verschwunden war, kamen eine Menge komischer Leute vorbei. Sie schauten mich und Mathias an, und sie fragten sich laut, ob ich das Kind gestohlen hätte, andere wollten die Polizei holen, weil sie glaubten mich und das Kind hätte jemand absichtlich hier stehen lassen, weil uns keiner haben wolle. Mir wurde gleich anders und ich fürchtete mich, denn ich konnte ja nicht sprechen. Was, wenn die Polizei wirklich käme, und Lisa war noch nicht zurück? Wie ich mitten in meinen Gedanken war, kam Lisa. Sie sagte: „Wir müssen in den Hof". Wir fanden den Lift - erstaunlich, dass es in einem Spital tatsächlich einen gab. Als die Tür aufging, kam es mir so vor, als ob wir in das grosse Ungewisse fahren würden, denn es gab ein Unzahl von Knöpfen, aber wir hatten keine Idee, welcher von denen uns ans Ziel bringen würde.
Also probierten wir irgendeinen aus.
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