UnternehmensGrün (Hg): Arbeit

Artikel-Nr.: UG 06
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Abstract
Erwerbslosigkeit ist inzwischen Dauerschicksal vieler. Gibt es ein Grundrecht auf Arbeit? Ist Arbeit für alle überhaupt erstrebenswert oder sind andere Formen der Existenzsicherung notwendig? Wird eine Welle von Existenzgründungen einsetzen? Welche Möglichkeiten eröffnen sich durch Investivlohn und Mitarbeiterbeteiligung? Oder sind "Billiglöhne" und der zweite Arbeitsmarkt eine Lösung? Die AutorInnen schildern, welche Hindernisse in der Praxis der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen entgegenstehen, und welche konkreten Schritte zu ihrer Beseitigung eingeleitet werden müssen.

Vorwort
Nicht nur in Deutschland ist die Massenarbeitslosigkeit zu einem der größten Probleme der Gesellschaft geworden. Erwerbslosigkeit ist inzwischen Dauerschicksal vieler und betrifft die ganze Gesellschaft: Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf. Neben den Erwerbslosen sind auch deren Angehörige betroffen – Armut ist heute in der Bundesrepublik kein Fremdwort mehr. Jugendliche stehen ohne Ausbildung auf der Straße. Hoffnungslosigkeit aber hindert am Mitgestaltenwollen und Sich-Verantwortlich-Fühlen und bedroht unsere Demokratie.
Traurig genug, daß die Politiker sich im großen und ganzen mit den horrenden Arbeitslosenzahlen abgefunden haben. Wir finden, als Unternehmensverband dürfen wir die Augen nicht vor dieser Realität verschließen. Wir wollen uns deshalb folgenden Fragen stellen:
- Gibt es ein Grundrecht auf Arbeit?
- Ist Arbeit für alle überhaupt erstrebenswert? Oder sind auch andere Formen der Existenzsicherung notwendig?
- Wird eine Ökosteuerreform die errechneten 500.000 Arbeitsplätze bringen?
- Woher kommen die restlichen mindestens 4,5 Millionen?
- Ist Teilzeitarbeit der Weg?
- Ist eine Welle von Existenzgründungen notwendig?
- Oder Investivlohn und Mitarbeiterbeteiligung?
- Stellen „Billiglöhne" oder ein „zweiter Arbeitsmarkt" eine Lösung dar?
Zur Einführung wird Dr. Wolfgang Klauder, bis Ende 1996 Direktor am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, die Wege schildern, die andere Länder zur Minderung der Arbeitslosigkeit gehen. Ist es ein (Job-)Wunder, ist es politische Tatkraft oder nur eine Frage der Statistik, wenn unsere Nachbarländer, wie beispielsweise Dänemark oder die Niederlande, Erfolge aufweisen können?
Im Anschluß daran werden die Positionen und Reformvorschläge von UnternehmensGrün (Ökosteuerreform, Reform der sozialen Sicherungssysteme, Arbeitszeitverkürzung und -flexibilisierung etc.) vorgestellt.
Ulrich Martin Drescher, Journalist und Unternehmensberater, plädiert für die konsequente Nutzung schon bestehender Möglichkeiten, bezahlte Arbeit im Zeichen der Globalisierung zu sichern. Die Fähigkeit zu selbstverantwortlichem Handeln ist nach Theodor Adorno „die bestverteilte Sache der Welt". Man muß allerdings die Bedingungen so schaffen, daß dieses Potential zur Entfaltung kommen kann. Erst Freiheit schafft Verantwortung! Wird so die Eigenverantwortlichkeit geweckt und das Kreativpotential der MitarbeiterInnen gefördert, strahlt dies zuerst auf die Unternehmenskultur und dann auf die KundInnen aus. Ein entscheidender Hebel, um Arbeit bezahlbarer und nachgefragter zu halten, sind Beteiligungsmodelle: an Erfolg, Arbeitszeit und Kapital.
Gottfried Härle, Geschäftsführer der Brauerei Härle in Leutkirch und Vorstand von UnternehmensGrün, skizziert zwei Vorschläge, die ausgesprochen wichtig für eine Politik zum Abbau der Beschäftigungslosigkeit in Deutschland sind. Er geht dabei insbesondere auf die notwendige Umschichtung von direkten zu indirekten Steuern und auf die Auswirkungen des Produktivitätsdrucks ein.
Entwicklungen im ersten Sektor
Danach geht es um in der Praxis umgesetzte Lösungsansätze. Dr. Eckart Hildebrandt und Volker Hielscher vom Wissenschaftszentrum Berlin werden uns die Ergebnisse eines Forschungsprojektes vorstellen, mit dem die inner- und außerbetrieblichen, gesellschaftlichen und sozialen Folgen der VW-Tarifpolitik untersucht wurden.
Die Sozialwissenschaftlerin Gisela Erler ist Firmenchefin der pme Familienservice GmbH und hat für rund 100 Mitarbeiterinnen Arbeitsplätze geschaffen. Der Familienservice bietet Beratung und Vermittlung rund um die Kinderbetreuung an. Kunden sind Firmen, wie Microsoft, Deutsche Bahn oder Lufthansa. „Eldercare", die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger, soll demnächst das Angebot ergänzen. Gisela Erler berichtet, wie die Optimierung „weicher" Standortfaktoren zur Sicherung von Arbeitsplätzen am Standort Deutschland beitragen kann.
Heidi Mall stellt die These auf, daß es immer für alle Arbeit geben kann. Arbeitslosigkeit ist nur eine mangelnde Flexibilität des Arbeitsangebots. Auch neue Arbeitszeitmodelle helfen nur, diesen Mangel besser zu verwalten. Sie sind aber aus innerbetrieblicher, persönlicher und gesamtgesellschaftlicher Sicht wünschenswert und notwendig, auch wenn sie nur als Substitution, nicht als Innovation wirken.
Wie sich die Mitarbeiterbeteiligung bei RST Stahlbau auswirkt, berichtet Dr. Christoph Steinhardt in seinem Beitrag „Bewährtes erhalten und Zukunft gestalten". Und er denkt dieses Modell noch weiter in die Zukunft hinein. Wird sich die Kapitalbeteiligung am Unternehmen künftig als eine Art Leistungszulage bzw. als Investivlohn gestalten, oder kann sie als Schritt zum wahrscheinlich unumgänglichen, kapitalgedeckelten Rentenversicherungssystem genutzt werden?
Kooperationen zwischen Unternehmen und der Jugendarbeit sind in Deutschland nicht selbstverständlich. Diethelm Damm stellt die Initiative „Unternehmen: Partner der Jugend" (UPJ) und konkrete, daraus entstandene Projekte vor. Seit Anfang der neunziger Jahre versucht UPJ an vielen Orten, ein breites Bündnis, auf den Weg zu bringen, mit dem Ziel, soziale win-win-Prozesse zu organisieren, die allen Beteiligten Nutzen bringen. Es geht um eine neue Art der Gestaltung von Gesellschaft, der Verhinderung sozialer Spaltung und Ausgrenzung durch das gemeinsame bürgerschaftliche Engagement aller Kräfte, die unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten. Das hierbei entstehende soziale Klima, bzw. die gesellschaftliche Kultur, wirkt dem Problem sozialer Integration und Partizipation der nachwachsenden Generation in dieser hochkomplexen Gesellschaft durch Innovation und Kooperation entgegen.
Vom ersten, zweiten und weiteren Arbeitsmärkten
Die Firma Maatwerk, Gesellschaft für Arbeitsvermittlung mbH, arbeitet als private Arbeitsvermittlung und kann vor allem bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen und SozialhilfeempfängerInnen besondere Erfolge vorweisen. Jens Wittekind, Projektmanager bei Maatwerk stellt diese neuen Wege der Arbeitsvermittlung vor.
Last but not least: In Berlin ist die Stattbauhof gGmbH für soziales und experimentelles Bauen als Ausbildungsträger und Beschäftigungsgesellschaft im ökologischen Baubereich tätig. Reinhard Vogel wird uns über seine Erfahrungen der Arbeitsplatzschaffung durch den zweiten Arbeitsmarkt berichten.
Die Ökobranche
Schafft die Ökobranche neue Arbeitsplätze? Dieser Frage wird Alfred Ritter nachgehen. Alfred Ritter – Ökomanager des Jahres 1997 – ist nicht nur durch seine Schokolade bekannt, sondern auch durch sein breites Umweltengagement durch zahlreiche Firmenbeteiligungen, so beispielsweise bei der SAG, der Solarfabrik, der Paradigma Ritter Energie- und Umwelttechnik oder beim Umweltfilmverlag Focus-Film.
Auch Walter R. Stahel, vom Institut für Prodkutdauerforschung in Genf, geht dieser Frage nach. Das Grundproblem des wirtschaftlichen Umbaus von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ist vor allem über die Schaffung neuer wirtschaftlicher Handlungsspielräume lösbar. Der Abschied vom Wegwerfprinzip wird in unterschiedlichen Sektoren auf verschiedene Weise beschäftigungswirksam werden. Wie sich diese Entwicklungen letztendlich quantitativ auswirken werden, läßt sich heute noch nicht beziffern, vermutlich auch deshalb, weil die Strategien einer längeren und intensiveren Nutzung von Gütern außerhalb des Optimierungsfeldes der heutigen Volkswirtschaft liegen.
Was tun? Was tun!
Die AutorInnen des Bandes schildern, welche Hindernisse in der Praxis der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen entgegenstehen, und welche konkreten Schritte zu ihrer Beseitigung eingeleitet werden müssen.

Inhaltsverzeichnis
Editorial: Was tun, wenn es nichts zu tun gibt?  Arbeit – Strategien der Existenzsicherung
Dr. Wolfgang Klauder (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung
der Bundesanstalt für Arbeit): Wunder, Tatkraft oder Strategie? Wie andere Länder Arbeitslosigkeit bekämpfen
UnternehmensGrün: Thesen zur Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit
Ulrich Martin Drescher (rat + moderation, Kirchzarten): Warten auf bess’re Zeiten! Plädoyer für das konsequente Nutzen schon bestehender Möglichkeiten, bezahlte Arbeit im Zeichen der Globalisierung zu sichern
Gottfried Härle (Brauerei Härle, Leutkirch, Vorstand UnternehmensGrün): Schaffung neuer Arbeitsplätze. So (nicht)?
Entwicklungen im ersten Sektor:
Dr. Eckart Hildebrandt, Volker Hielscher (Wissenschaftszentrum Berlin): Weniger Erwerbsarbeit – mehr Wohlstand? Arbeitsplatzsicherung  durch flexible Arbeitszeitmodelle – das Modell VW
Gisela Erler (pme Familienservice GmbH, München): Arbeitsplatzsicherung durch Optimierung „weicher" Standortfaktoren
Heidi Mall (Arbeitsmedizinisches Zentrum, Pforzheim): Flexible / kürzere Arbeitszeiten – zufriedene Unternehmen, zufriedene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und mehr Arbeitsplätze
Dr. Christoph Steinhardt (RST Stahlbau, Vorstand von UnternehmensGrün): Bewährtes erhalten und Zukunft gestalten. RST-Stahlbau – ein Familienbetrieb mit Mitarbeiterbeteiligung
Wolfgang Stübich (Ditec, München): Wir unternehmen Was! – Die Entwicklungsgeschichte der DITEC AG
Dr. Diethelm Damm (CASH COOP Wiesbaden, DJI München): Unternehmen Partner der Jugend
Vom ersten, zweiten und weiteren Arbeitsmärkten:
Jens Wittekind (Maatwerk GmbH, Hamburg): Neue Wege in der Arbeitsvermittlung
Reinhard Vogel (Stattbauhof gGmbH, Berlin): Arbeitsplatzbeschaffung durch den zweiten Arbeitsmarkt
Die Ökobranche:
Alfred Ritter (Gewerbepark Ritter, Karlsbad): Schafft die Ökobranche neue Arbeitplätze?
Walter R. Stahel (Institut für Produktdauerforschung, Genf): Nachhaltige Entwicklung – Sprungbrett oder Hemmschuh für die industrielle Entwicklung im 21. Jahrhundert

Herausgeber
UnternehmensGrün - Verband zur Förderung umweltgerechten Wirtschaften.

Siehe auch im Internet: www.unternehmensgruen.de

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