Abstract
Wieso ein Jahrbuch der Gemeinwesenarbeit über Solidarische Ökonomie und Empowerment?Die Lebensbedingungen haben sich durch den massenhaft eingetretenen und drohenden Verlust von Erwerbsarbeit drastisch verschlechtert. Die Gemeinwesenarbeit, die sie verbessern sollte, ist immer mehr in die Defensive geraten und auf Soziale Arbeit reduziert und mit Reparaturleistungen befaßt worden. Ihre Beiträge für die Bewältigung sozialer Reproduktionsrisiken und Sicherung von Zukunft sind ungewiß geworden. Es gibt jedoch Modelle, die eine besondere Qualität und Beschäftigungswirksamkeit entfalten und zeigen, daß mehr geht als man denkt!
Vorwort
Wieso eigentlich ein Jahrbuch der Gemeinwesenarbeit über Solidarische Ökonomie und Empowerment? Die Lebensbedingungen haben sich durch den massenhaft eingetretenen und drohenden Verlust von Erwerbsarbeit drastisch verschlechtert. Die Gemeinwesenarbeit, die sie verbessern sollte, ist immer mehr in die Defensive geraten, auf Soziale Arbeit reduziert und mit Reparaturleistungen befaßt worden. Ihre Beiträge für die Bewältigung sozialer Reproduktionsrisiken und Sicherung von Zukunft sind ungewiß geworden. Es gibt jedoch auch Modelle, die eine besondere Qualität und Beschäftigungswirksamkeit entfalten und zeigen, daß mehr geht als man denkt! Dafür gibt es auch (zeit-)geschichtliche Vorläufer im Kontext von sozialen Bewegungen, die etwas mit den Wurzeln von Gemeinwesenarbeit zu tun haben und zu ihrer Selbstvergewisserung und ihrem Selbstverständnis beitragen könnten. Und es gibt international vielfältige aktuelle Versuche - auch jenseits der bundesdeutschen Version von Gemeinwesenarbeit - Veränderungen der verheerenden gesellschaftlichen Arbeitsteilung in Gang zu setzen. Es sind die Ansätze anderer AkteurInnen, die andere Begriffen in anderen Diskursen verwenden, die von anderen Fachdisziplinen bestimmt werden, die wenig mit der Gemeinwesenarbeit zu schaffen haben - aber die gleiche gesellschaftliche Situation betreffen.
Es ist daher an der Zeit Erfahrungen auszuwerten und zu vergleichen, AkteurInnen und Diskurse zusammenzuführen, Vernetzung und Perspektiven zu entwickeln, um Überleben zu sichern und Zukunft zu schaffen. Dafür müssen Kriterien für eine Übertragbarkeit von richtungsweisenden Modellen gefunden und Qualitätsstandards für Solidarische Ökonomien entwickelt werden. Aus dem Spektrum der Gemeinwesenarbeit wäre wesentliches dazu beizutragen: vor allem die Alltags- und Lebensweltorientierung, der Sozialraumbezug, die Geschlechterdifferenzierung, die Methodenintegration, Partizipation, Selbstorganisation und Empowerment, Kooperations-- und Konfliktorientierung, sowie die politische Netzwerkarbeit. (...)
Das Jahrbuch zeigt die Aktualität von Solidarischer Ökonomie mit programmatischen, (zeit-)geschichtlichen, internationalen und regionalen Bezügen, sowie die Bedeutung für und Relevanz von Gemeinwesenarbeit. Es enthält im Querschnitt der Beiträge gesehen:
1 . Programmatisches und Begriffsklärungen zur Orientierung und Klärung von Begründungen, Funktionen und Qualitätskriterien (v.a. Elsen, Klöck, Wallimann)
2. Historische und zeitgeschichtliche Wurzeln von Solidarischer Ökonomie und Gemeinwesenarbeit (v.a. Klöck, Schwendter, von Kietzel)
3. Internationale Bezüge (v.a. Buch, Elsen, Schulze, Wallimann)
4. Regionale Modelle von Basel, Trier über Hessen bis Hamburg und Berlin (v.a. Alisch, Buch, Elsen, Rennert, Wallimann)
5. Einschlägige Erfahrungen aus der Gemeinwesenarbeit und Arbeitsmarktprojekten mit Qualifizierung, Kompetenzentwicklung und Bildungsarbeit (v.a. Elsen, Dittrich, Höhn, Icking)
6. Hemmende und förderliche Rahmenbedingungen, sowie Forderungen (v.a. Elsen, Flieger, Wallimann) (...)
Inhaltsverzeichnis
Editorial / Tilo Klöck: Solidarische Ökonomie, Empowerment, Gemeinwesenarbeit und das Geschlechterverhältnis / Isidor Wallimann: Soziale Ökonomie: Existenzsicherung in Krisen und die Grundlage eines nachhaltigen Daseins / Susanne Elsen: Gemeinwesenökonomie und Gemeinwesenarbeit im Zeitalter der Globalisierung / Rolf Schwendter: Alternative Ökonomie und Gemeinwesenarbeit 32 Thesen / Ricarda Buch: Durch Zeitbörsen zum Entgelt für unbezahlte Frauenarbeit / Burghard Flieger: Sozialgenossenschaften: Neue Kooperativen zur Lösung gemeindenaher Aufgaben / Heinz Schulze: Educacion popular, Gemeinwesenarbeit und ökonomische Aspekte. Pädagogik der Hoffnung in einer Welt voller Widersprüche / Anette Dittrich: Entwicklung und Erfahrungen mit lokalen Arbeits- und Beschäftigungsprojekten im Kontext von Gemeinwesenarbeit in Hessen / Monika Alisch: Soziale Stadtentwicklung durch Stadtteilmanagement. Das Hamburger Rahmenkonzept für benachteiligte Quartiere / Hans-Georg Rennert: Förderung von ökonomischer Selbsthilfe und lokaler Entwicklung am Beispiel des Kommunalen Forums in Berlin-Wedding / Maria Icking: Weiterbildung und Qualifizierung in Projekten der Gemeinwesenökonomie / Andrea Höhn: Wege zur Realisierung ökonomischer Selbsthilfe in Armutsquartieren. Ein praxisorientiertes Bildungskonzept / Dieter von Kietzel: Das Hamburger Volksheim zwischen Settlement und Arbeiterbewegung: Über die Vermeidung von Solidarökonomie in sozialkultureller Arbeit
Herausgeber
Diplom-Pädagoge, Sozialwissenschaftler, seit 1995 Professor an der Staatlichen Fachhochschule München, Fachbereich Sozialwesen, war zuvor Dozent für Gemeinwesenarbeit im Burckhardthaus Gelnhausen, sowie in der AG SPAK und der Alternativen Ökonomie tätig